"Karriere durch Lehre" Teil IX

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V.l. HWK Vizepräsident Matthias Graßmann, Fritz Angerer vom staatlichen Bauamt, Steinmetzin Pia Vielwerth, Ausbildungsmeister Ulrich Först, HWK Geschäftsführer Dr. Bernd Sauer und HWK Präsident Thomas Zimmer
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V.l. HWK Vizepräsident Matthias Graßmann, Fritz Angerer vom staatlichen Bauamt, Steinmetzin Pia Vielwerth, Ausbildungsmeister Ulrich Först, HWK Geschäftsführer Dr. Bernd Sauer und HWK Präsident Thomas Zimmer

Bundessiegerin "Die gute Form" Steinmetzin Pia Vielwerth"Karriere durch Lehre" Teil IX

Am Anfang war ein Sandsteinklotz. Ca. 10 cm tief, 30 cm lang und 80 cm hoch, Wert 250 Euro. Diesen unbehauenen Sandstein nahm eine junge Frau in ihren Gewahrsam und bearbeitete ihn exakt 52 Stunden lang. Der Wert hinterher: unbezahlbar, denn mit ihrem daraus gehauenen Kunstwerk gewann Steinmetzin Pia Vielwerth den Bundessieg "Die gute Form" im Rahmen des Praktischen Leistungswettbewerbs des Deutschen Handwerks. Teilnehmen durften an dem Wettbewerb alle Handwerkerinnen und Handwerker des gestaltenden Handwerks, die den Wettbewerb in ihrem Kammerbezirk  als Beste abgeschnitten hatten.

Und das hatte die 23-jährige, die mit der Ausbildung zur Steinmetzin bereits die zweite Lehre erfolgreich hinter sich gebracht hatte. Schon während der Schulzeit war für Pia festgestanden: "Ich wollte unbedingt mit Holz arbeiten." Nach dem Quali absolvierte die gebürtige Unterfränkin die Ausbildung zur Holzbildhauerin. Nach der Lehrzeit leistete sie ein freiwilliges Jahr in der Denkmalpflege in der Dombauhütte in Regensburg. Dort, im Schatten des Gotteshauses erlebte sie ihre persönliche Offenbarung. "Es dreht sich dort ja alles um den Erhalt des Doms und die meiste Arbeit wird in so einer Hütte natürlich von den Steinmetzen verrichtet. Und was die dort mit mittelalterlichen Werkzeugen aus Steinen herausgeholt haben war faszinierend und das wollte ich auch."  

Ein pragmatisches Argument kam dazu: "Holzbildhauer werden auf dem Arbeitsmarkt nicht so wirklich gesucht", und schon war Pia Vielwerth zur Ausbildung zur Steinmetzin bei der Firma Eberth Bau GmbH gelandet. Passenderweise betreibt diese Firma die Dombauhütte in Bamberg, Pia konnte also im mittlerweile gewohnten und liebgewonnenen Ambiente bleiben. "Es macht wahnsinnig Spaß am Dom zu arbeiten, im Winter klopfen wir ganz individuell die Steine, mit Reliefs und allem drum und dran und in den wärmeren Jahreszeiten werden sie dann am Dom ersetzt, also schwindelfrei muss man hier schon sein."

Zu ihrem Gesellenstück ließ sie sich aber weniger vom Bamberger Dom inspirieren. "Der Bamberger Dom ist romanischer Stil, ich habe mir eine Skulptur entworfen, die auf ein gotisches Fenster zurückgeht." Zuerst hat sie dafür eine maßstabsgetreue Zeichnung mit Zirkel und sämtlichen Winkelangaben hergestellt. Daraus wurde eine Schablone gefertigt, mit deren Hilfe die Konturen dann auf den jungfräulichen Steinblock übertragen wurden. Im Anschluss daran kam mit der kniffligste Teil, der Einsatz der Kernbohrmaschine, mit deren Hilfe die groben Durchbrüche geschlagen wurden. Anschließend wurden mit Spitzeisen und Knüpfel - ein besonders schwerer Hammer - die feineren Ausarbeiten geschlagen und schließlich wurde noch poliert. Alles in den vorgeschriebenen 52 Stunden.

Großes Talent bescheinigt der 23-jährigen auch ihr Ausbildungsmeister, Ulrich Först von der Eberth Bau GmbH und zugleich Leiter der Dombauhütte Bamberg: "Es wundert uns hier nicht, dass Pia den Bundessieg geschafft hat, sie hat hier bereits in ihrer Lehrzeit raffinierte Säulen geschlagen, die manch ein gestandener Gesellen so nicht hin bekäme."

Zu dieser hervorragenden Leistung gratulierten der jungen Frau auch die Vertreter der Handwerkskammer, Präsident Thomas Zimmer, Vizepräsident Matthias Graßmann und Geschäftsführer Dr. Bernd Sauer: "Wir sind stolz auf sie und ihre herausragende Leistung. An Beispielen wie dem ihren sieht man, wie vielfältig die Karrierechancen im Handwerk gerade jetzt sind."

Pia Vielwerth will jetzt erst noch Berufserfahrung sammeln und plant in ein, zwei Jahren den Meister und im Anschluss vielleicht auch noch die Ausbildung zur Restauratorin. In Anlehnung an die Imagekampagne: Am Anfang waren Himmel und Erde. Den ganzen Rest haben wir selbst gemacht. Oder: Die Welt war noch nie so unfertig. Pack an.