Handwerkskammer hat Hausaufgaben gemacht

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Vollversammlung 4.12.17
Stefan Dörfler

Bericht des Präsidenten bei der Vollversammlung der HWK für OberfrankenHandwerkskammer hat Hausaufgaben gemacht

Bayreuth. In seiner Ansprache vor der Vollversammlung verwies Präsident Thomas Zimmer auf die schwierige Situation in der politischen Landschaft Deutschlands. Allem voran steht die Bundestagswahl im September. Das Ergebnis der Wahl hat die politischen Gewichte verschoben.

Die aktuelle Situation ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Handwerkskammer für Oberfranken ihre Hausaufgaben gemacht hat. „Als Wirtschaftsgruppe Handwerk haben wir klare Vorstellungen, wie die zukünftige Politik aussehen muss - in welcher Konstellation auch immer sich eine Regierung bilden wird. Deshalb möchte ich meinen heutigen Bericht unter die Überschrift „Mut zur Zukunft“ stellen“, so Zimmer.

Mit dem „Pakt für die berufliche Bildung“ zwischen der bayerischen Wirtschaft und der bayerischen Staatsregierung wurde in diesem Jahr ein wichtiger Schritt zur Stärkung der beruflichen Bildung zurückgelegt. So wird nicht nur der Meisterbonus im kommenden Jahr auf 1.500 Euro erhöht, auch für die Bildungseinrichtungen und die Berufsschulen werden zusätzliche Mittel bereitgestellt. Dennoch setzt sich das Handwerk mit Nachdruck dafür ein, diesen Pakt auf eine Bund-Länder-Initiative auszudehnen und damit die Mittel konsequent aufzustocken. „Es kann nicht sein, dass Jahr für Jahr Milliarden in die Hochschulen fließen und die berufliche Bildung damit ins Hintertreffen gerät. Schließlich ist gerade die berufliche Bildung eine Angelegenheit des Bundes. Fachkräfte im Handwerk sind keine natürlich nachwachsende Ressource, sondern ein Schatz, den wir mit gemeinsamer Anstrengung heben müssen“, betonte Zimmer.

Auch hier vor Ort soll die berufliche Bildung weiter gestärkt werden. Um das zu garantieren, werden in Oberfranken attraktive Ausbildungseinrichtungen gebraucht. Deshalb wird in den kommenden Jahren sukzessiv eine Investitionsstrategie zur Modernisierung der Berufs- und Technologiezentren umgesetzt werden. Zunächst mit der Modernisierung des BTZ Hof und im zweiten Schritt mit einer Neustrukturierung und Modernisierung der Standorte in Oberfranken West. Das, so Zimmer, sei notwendig, um auch langfristig Wettbewerbsfähigkeit im Aus- und Weiterbildungsangebot sicherstellen zu können. So profitieren auch die Betriebe davon, wenn sie Auszubildende und Fachkräfte modern und zukunftsgerichtet gemeinsam mit der Handwerkskammer für Oberfranken ausbilden können.

Doch nicht nur das System der dualen Berufsausbildung muss gestärkt werden, sondern auch der Meisterbrief selbst. Mit ihm steht und fällt die Ausbildung im Handwerk. Dazu müssen Fehler der Vergangenheit bereinigt werden. Einer dieser Fehler war die Novellierung der Handwerksordnung im Jahr 2004. Denn die erhofften positiven Effekte durch den Wegfall der Meisterpflicht in den jetzigen B1-Gewerken sind ausgeblieben.

Präsident Zimmer: „Deshalb werden wir in einer ZDH-Planungsgruppe die politische Diskussion um die Rückführung von B1-Handwerken in die Anlage A konstruktiv begleiten. Wir werden sorgfältig und unter Berücksichtigung in Auftrag gegebener Gutachten prüfen, ob und wie wir europa- und verfassungskonform in weiteren Gewerken eine Meisterpflicht wieder einführen können.“ Dabei geht es um ein zukunftsweisendes Konzept, das nicht einfach rückabwickelt, sondern Entwicklungen in einzelnen Gewerken berücksichtigt. Eine Chance könne es sein, neben den beiden verfassungsrechtlich anerkannten Kriterien „Gefahrgeneigtheit“ und „Ausbildungsleistung“ neue Rechtfertigungsgründe zu formulieren, die das Handwerk stärken.

Auch beim wichtigen Zukunftsthema Digitalisierung können zwei wichtige Erfolge gefeiert werden. Zum wurde eine Neuauflage des Digitalbonus erreicht.

Der zweite wichtige Erfolg ist das Kompetenzzentrum Digitales Handwerk (KDH) Süd. „Unser KDH läuft hervorragend. Mit einer Vielzahl an Veranstaltungen, Unternehmerdialogen, Schulungen oder Umsetzungskonzepten haben wir schon über 4.500 Teilnehmer erreicht. Und die Tendenz ist steigend. Wir sind sehr gut ausgelastet“, bilanzierte Zimmer Die Mitgliedsbetriebe haben ein großes Interesse und einen starken Bedarf an Digitalisierungsmaßnahmen, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben. Besonders wichtig sei deshalb, dass dieses erfolgreiche Projekt fortgesetzt wird und in die zweite Phase gehen kann.

„Dank des KDH sehen wir die Digitalisierung deshalb in erster Linie als Chance. Denn trotz aller Möglichkeiten der neuen Technologien, bleiben das Wissen und die Fähigkeiten von qualifizierten Facharbeitern und Handwerkern unverzichtbar“ betonte Zimmer. „Handwerksbetriebe, die konsequent digitale Technologien einsetzen, gewinnen Zeit für ihre eigentliche Aufgabe: das Handwerk.“

Die Wirtschaftsgruppe Handwerk steht aktuell vor großen Herausforderungen. Das Platzen der Sondierungsgespräche verlängert die Phase der politischen Ungewissheit. Das mache es nicht leichter, die politischen Forderungen des oberfränkischen Handwerks auf Bundesebene durchzusetzen, so Zimmer abschließend. „Dennoch bin ich optimistisch. Denn wir im oberfränkischen Handwerk haben den nötigen ‚Mut zur Zukunft!'"

Bayreuth, 4. Dezember 2017