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Handwerk-Technologie

Unterschätzt in der Öffentlichkeit wird das Niveau, auf dem das Handwerk heute arbeitet. Auch das Niveau der beruflichen Bildung hat sich vor dem Hintergrund des technischen Fortschritts grundlegend verändert.

Dass der Maschinen-, Formen- und Werkzeugbau heutzutage computergesteuerte Fertigungsmaschinen einsetzt und diese in eine weitgehend automatisierte Fertigungsumgebung eingebunden sind, ist bekannt. Dass dieser Trend mittlerweile aber auch für viele andere Handwerksberufe gilt, wissen immer noch wenige. Elektroinstallateure legen nicht mehr nur Stromanschlüsse in Privathäuser, sondern planen und installieren auch komplexe, EDV- vernetzte Haustechnikanlagen in Krankenhäusern, Schulen und gewerblichen Bauten oder programmieren komplexe Steuerungen. Zimmerer konstruieren Dachstühle über CAD, und erhalten durch die CAD- Konstruktion gleich alle Daten für die Teilebestellung, den Zuschnitt und die Kalkulation mitgeliefert. Auch Berufe wie Maler und Lackierer, Bäcker, Friseure oder Schreiner wenden berufsbezogene Software an und setzen computergesteuerte Maschinen und Anlagen ein. Und dasselbe gilt auch für den Bereich Energie- und Umwelttechnik. Ohne Handwerk kann die Energiewende nicht umgesetzt werden.

Hierzu nur einige Beispiele von Hunderten.

Metall und Maschinenbau: Hidden Champions und Könner von nebenan

Rund 43.000 kleine und mittlere Unternehmen, 36.000 Lehrlinge, 420.000 Mitarbeiter und fast 40 Milliarden Umsatz: Das ist das Metallhandwerk in Deutschland. Nicht nur zahlenmäßig und als Arbeitgeber ist das Metallhandwerk unverzichtbar. Metallhandwerk steht für die ganze Vielfalt metallverarbeitender Unternehmen, die unser Industrieland braucht: Maschinenbau, Werkzeugbau, Metall- und Stahlkonstruktionen im Hoch- und Tiefbau, Klimaschutz und Mobilität, öffentliche Infrastruktur und modernes Wohnen. Metallbetriebe - vom Bronzegießer über den Metalldesigner bis zum Hightech-Unternehmen - finden wir überall, wo produziert, gebaut und gewohnt wird. Als Künstler und Konstrukteur, von der Planung bis zur Ausführung oder vernetzt mit Partnerbetrieben lösen Metallhandwerker die kleinen und großen Probleme ihrer Kunden. Exportweltmeister Deutschland? Nicht ohne das Metallhandwerk, das sich in die zwei großen Bereiche Metallbau und Feinwerkmechanik aufgliedert.

Metallbau in Deutschland: Oft schon haben die Groß- oder Urgroßväter die Fenster- oder die Balkongitter für die Häuser ihres Dorfes oder die Tore ihrer Kirche geschmiedet. In ihren Werkstätten wurden einst Pflüge und später die ersten Motoren und Karosserien hergestellt und repariert. Heute sind die Schlosser und Schmiede von damals als Metallbauer moderne, regional und überregional tätige Dienstleister. Sie bauen Türen und Tore, Dächer und Wintergärten, montieren Photovoltaik- Anlagen, konstruieren und bauen elegante Geländer, Türen und Tore oder liefern ausgetüftelte Sicherheitstechnik.

Der Metallbauer vor Ort ist gefragt, wenn das Rathaus ein modernes Vordach oder eine Energiesparfassade bekommen soll, wenn Bushaltestellen benötigt werden oder Unternehmen ihre Produktionshallen erweitern wollen. Und auch bei repräsentativen Gewerbebauten wie Flughäfen, Einkaufsmeilen oder Messehallen prägen Stahl- und Glaskonstruktionen die zeitgenössische Architektur. Fenstersysteme und Glasfassaden tragen zur Energieeinsparung bei und sorgen für die richtige Belüftung. Immer öfter erzeugen mit Photovoltaikelementen ausgestattete Fassaden auch Strom. Ohne die leistungsstarken Metallbauer aus dem Metallhandwerk ist moderne und nachhaltige Architektur in Deutschland nicht denkbar.

Immer öfter liefert der Metallbauer den Bauherren die ganze Palette der Bauleistungen, von der Planung über die Statik bis zur schlüsselfertigen Übergabe aus einer Hand. Soviel technischer Fortschritt hat seinen Preis: Die Anforderungen an das technische Know-how in diesem Handwerksberuf sind extrem hoch. Fachrichtungen im Metallbau sind, auch in der Ausbildung, Konstruktionstechnik, Metallgestaltung, Nutzfahrzeugbau und Stahlbau.

Metallbau hat aber auch mit Design und Architektur zu tun. Viele Produkte der Gestalter sind für den täglichen Gebrauch gemacht. Dazu zählen Messer, Feuer stellen, Gartenobjekte, kunstvolle Türen, Tore und Geländer, der Gestaltungsvielfalt sind keine Grenzen gesetzt. Denn Hunderte unterschiedlicher Metallverbindungen können geschmiedet, gegossen, gefräst, gebogen, gehämmert, geschweißt oder gehärtet werden. Aber auch Fassaden und Dächer, Lampen und Stadtmöbel bekommen in Metallbetrieben ihre Gestalt. Auch als Restauratoren und Kunstgießer ist das Metallhandwerk unverzichtbar.

Feinwerkmechaniker: die hidden champions: Mit dem Feinwerkmechanikerhandwerk sind wir endgültig in der Weltspitze angelangt. Ohne die Maschinenbauer, Feinwerkmechaniker, Zerspannungstechniker und Werkzeugbauer aus dem Metallhandwerk wäre der Industriestandort Deutschland nicht das, was er heute ist. Weltspitze.

Als Zulieferer für die Luft- und Raumfahrt, die Automobilbranche, den Maschinenbau und die Medizintechnik sind feinwerkmechanische Betriebe als Produkt- oder Verfahrensspezialisten unverzichtbar. Sie entwickeln Maschinen, konstruieren Komponenten und Werkzeuge, entwickeln Automatisierungslösungen, stellen Prototypen her und produzieren mit ihren hochspezialisierten Mannschaften Präzisionsteile für alle Welt.

Vom Airbus 380 bis zur Windkraftanlage, von der Verpackungsmaschine über die Sauerstoffversorgung in den Operationssälen moderner Krankenhäuser bis hin zu Übungsgeräten in der Reha:

Immer wenn High-Tech auf Metall trifft, ist das Metallhandwerk nicht weit. Gut, dass es sich dabei um Unternehmen handelt, die auch dann nicht die Bodenhaftung verlieren, wenn sie auf internationalen Märkten zu Höhenflügen ansetzen. Ihre hoch spezialisierten Fachkräfte für Konstruktion, Planung, Programmierung und Fertigung bilden die Betriebe der Feinwerkmechanik am liebsten selbst aus. Karrierewege vom Lehrling über den Meister zum Ingenieur sind fast schon Alltag im Feinwerkmechanikerhandwerk.

Gerade beim Metallhandwerk wird klar: Mittelstand hat wahrlich nichts mit Mittelmaß zu tun. Keine Branche ist heute vielseitiger, innovativer und erfolgreicher als die deutsche Metallbranche. Flugzeugbau, (Energie-) Anlagenbau, Architektur, Werkzeug- und Maschinenbau – all diese Wirtschaftsbereiche kommen ohne die Institution Metallhandwerk und seine Unternehmen nicht aus.

 

Beispiel: Kfz- Mechatroniker

Der Kfz- Mechaniker heißt heute Kfz- Mechatroniker. Mit dieser kleinen Namensänderung ist eine grundlegende Änderung der Lehrinhalte und Lernmethoden verbunden. Der Grund: Unsere heutigen Mittelklasse- PKW sind vollgestopft mit Elektronik und mechatronischen Bauteilen. Der Umfang der technischen Dokumentation eines Autos, die man ja für die Wartung und Diagnose braucht, ist damit sprunghaft angestiegen, von 130 Seiten für ein Auto aus den 70er Jahren auf heute über 15.000 Seiten. Unsere Kfz- Werkstätten, die ja nicht nur einen Autotyp betreuen, müssen so heute mit einer extremen Informationsfülle technischer Daten umgehen, die längst nur über cd- Rom oder Internet zugänglich ist. Außerdem werden in der modernen Autotechnik immer mehr vernetzte Systeme eingesetzt. Um Fehler zu erkennen und zu beheben, ist modernste computergestützte Diagnosetechnik unverzichtbar.

Dies stellt völlig neue Anforderungen an die Qualifizierung im Bereich Kfz- Service und - Diagnose. Bildungsträger müssen erstens natürlich auch über entsprechende Service- und Diagnosetechnik verfügen. Mindestens genau so wichtig ist aber die Tatsache, dass das klassische Aus- und Weiterbildungskonzept bei der Fülle zu vermittelnden Wissens und der Komplexität immer mehr an ihre Grenzen stösst. Die neue Lernanforderung heißt: Wissensmanagement mit moderner Informations- und Kommunikationstechnik, Förderung des logischen Denkens und Verbesserung der Problemlösungsfähigkeit statt reiner Wissensvermittlung. Für die künftige Ausrichtung der beruflichen Aus- und Weiterbildung heißt das: Der Umgang mit IT, das Lernen, die Informations- und Wissensaneignung am Computer und über Internet werden künftig zur Normalität und zur Schlüsselqualifikation.

Beispiel: Elektrotechnik: Spannung high end

Die Anwendungsgebiete der Elektrotechnik sind endlos und das Elektrotechnikerhandwerk ein hightech- Beruf. Nehmen wir zuerst das einfachste, das Haus als Beispiel. Früher haben Elektrotechniker Häuser mit Stromleitungen, Verteilern und Steckdosen versorgt. Dann kam die Telefonleitung (Telekommunikation) dazu, später das Kabel, dann das Internet. Heute geht es bei Häusern längst nicht mehr nur um die Stromversorgung. Heute schon realisierbare Vision das vernetzte Haus. Computer sind heute in der Lage, Anlagen der Haustechnik zu steuern, auch Heizkörper und Heizungen, Licht, automatische Rolläden an Fenstern, Videoüberwachung an der Haustüre, die auch aufs Handy übertragen werden kann, Ausschalten oder Einschalten von Hausgeräten, ohne zu Hause zu sein, Multimediavernetzung im gesamten Haus, Atmosphäre durch LED- Licht, wireless- lan: machbar ist heute praktisch alles.

Elektrotechniker helfen Privatkunden aber auch beim Energiesparen. Etwa bei der technischen Integration von Solaranlagen oder Wärmepumpen in die eigene Heizungsanlage. Heute ist es problemlos möglich, den Energieverbrauch eines jeden einzelnen Hausgeräts einzeln zu erfassen und dann alle Energieverbräuche bequem und übersichtlich auf einen Bildschirm zu bringen, um so ganz leicht die „Energiefresser“ im Haushalt zu identifizieren.

Innungs- Fachbetriebe des Elektrotechnikerhandwerks kümmern sich um Fragen der Sicherheit und haben den so genannten E- Check entwickelt, der Hausbesitzern hilft, meistens teure Elektroschäden zu vermeiden und Leben zu schützen, inclusive Blitzschutz. Der E-CHECK ist aber auch Basis für Verbesserungen, die durch den intelligenten Einsatz von neuen elektrischen Anlagen und Geräten realisiert werden können.

Oberfränkische Handwerksbetriebe machen dies für Privathäuser, aber auch für Gebäude aller Art und jeder Größe. Sie planen und installieren die elektrotechnische Versorgung für große Wohnanlagen, Schulen, Firmengebäude, große Möbelhäuser, Krankenhäuser, oder sogar für die Münchener Messe oder für Flughäfen. Solche Gebäude zu versorgen und zu vernetzen stellt natürlich ganz andere Anforderungen. Planung, Projektierung, Installations- und Verteilungspläne sehen da natürlich ganz anders aus und werden mittels CAD- Programmen erstellt. Das Bild, dass der Hausmeister abends durch sein Gebäude laufen muss, um zu schauen, ob alle Fenster zu sind, das Licht und alle Heizkörper ausgeschaltet sind, alle Türen geschlossen sind etc. gehört immer mehr der Vergangenheit an. Das alles wird heute zentral gesteuert inklusive der Möglichkeit, nicht nur die Haustechnik zu steuern, sondern auch deren Daten zu analysieren und im Hinblick auf Energieeinsparungspotentiale zu optimieren. Bewirtschaftungskosten von Großgebäuden zu erfassen, ist heute Standard bei der Einführung von Gebäudemanagement- bzw. Facility Management- Systemen für Großgebäude.

Und dies war nur eine von sieben Spezialisierungsrichtungen im Elektrotechnikerhandwerk.

Die Arbeitsgebiete Informations- und Telekommunikationstechnik, Geräte- und Systemtechnik, Systemelektroniker und Bürotechnik beinhalten insbesondere das Errichten, Prüfen, in Betrieb nehmen und das Instandhalten von Anlagen und Anlagenkomponenten der Telekommunikationstechnik, der Elektro-Akustik, der Datenübertragung, der Ruf- und Signaltechnik einschließlich der Gefahrenmelde- und Sicherheitstechnik und der Bürotechnik. Vom wireless- lan im Einfamilienhaus über komplexe Firmennetzwerke inclusive Konferenztechnik in Unternehmen bis hin zur Live- Übertragung der Olympischen Spiele. Zu diesem Tätigkeitsfeld gehört auch das Planen, Installieren und Instandsetzen von Hardware, Software einschließlich verschiedenster Betriebssysteme und Applikationen in jeglicher Größe, inclusive Präsentationstechnik, Daten-Netzwerken, Verkabelungstechnik, Datenfernübertragung, Kopieren und Fax- Geräten. Auch Breitbandkommunikationstechnik, Satellitentechnik oder Video- und Telekommunikationstechnik gehören in diesen Bereich.

Es gibt auch Elektrotechniker, die sich auf den Bereich Maschinen- und Antriebstechnik bzw. Elektromaschinenbau inklusive den Bau von Generatoren und Transformatoren spezialisiert haben. Elektromotoren sorgen dafür, dass sich Tore, Schranken, Förderbänder, Aufzüge, Rolltreppen, Kräne, Hebebühnen, Ventile, Klappen, Schieber, Pumpen, Lüfter sowie alle Arten von Produktionsmaschinen  zur richtigen Zeit für eine bestimmte Dauer und in die richtige Richtung in Bewegung setzen. Dazu gehört auch die Wartung und Reparatur dieser Anlagen und der dazu gehörigen Steuerungen.

High- end sind auch die beiden letzten großen Arbeitsbereiche des Elektrotechniker- Handwerks, Systemelektronik und Automatisierung. Angefangen hat es mit elektronischen Steuerungen, die heute in den meisten Maschinen und Anlagen von Handwerk und Industrie zu finden sind bis hin zu programmierbare Steuerungen für Maschinen und ganze Produktionsanlagen. Das Elektrotechnikerhandwerk ist hier als technischer Dienstleister für andere Firmen tätig.

Stichworte dazu: Anlagen zur Erzeugung, Fortleitung und Abgabe von elektrischer Energie, Blitzschutz und Überspannungsschutz, Antennentechnik, Lichttechnik, Wärme-, Kälte- und Klimatechnik, Gebäudeautomatisierung, Bustechnologie, Telekommunikationstechnik, Datennetze, Gefahrenmeldetechnik, Videotechnik, Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik, Medizin- und Labortechnik, Telekommunikations- und Datenverarbeitungsanlagen, Systemberatung, multimediale Netzen, Bürosystemtechnik, elektroakustische Anlagen, elektrische Maschinen und Antriebssysteme, Fertigungs- und Produktionsanlagen, Motoren und Transformatoren, Elektrowerkzeuge, Stromerzeugungsaggregate, Digitaltechnik mit mathematischen Anwendungen, Mess- und Regelungstechnik, Steuerungstechnik, Leistungselektronik, Sensorik und Aktorik, Energie-, Gebäude-, Infrastruktur-, Automatisierungs-, Informations- und Kommunikationstechnik, Erdungs-, Blitzschutz-, Überspannungsschutz-, Antennen-, Beleuchtungs-, Wärme-, Kälte- und Klimaanlagen, Gebäudeautomatisierung, Bustechnologie, Signalübertragungstechnik, Prüf- und Zähltechnik, Brand- und Einbruchmeldeanlagen, Zutrittskontrollanlagen, Videoüberwachungssystemen, Telekommunikationsanlagen, Installieren, Konfigurieren und Parametrieren von Software, Netzwerkbetriebssysteme und Treibersoftware für Hardwarekomponenten, Sensoren, Leiteinrichtungen, Maschinen- und Prozesssteuerungen, Beleuchtungsanlagen, Antriebs-, Schalt-, Steuer- und Regeleinrichtungen, Ersatzstromversorgungsanlagen, Empfangs- und Breitbandkommunikationsanlagen und Datennetzen.