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Handwerk-Umwelt

Die Umweltthematik tangiert das Handwerk wie alle anderen Wirtschaftsbereiche in vollem Umfang. Jeder Handwerksbetrieb ist heute täglich mit Umweltschutzfragen konfrontiert.

Als einer der größten Wirtschaftszweige in Deutschland ist das Handwerk einerseits zwangsläufig an der Entstehung von Umweltbelastungen beteiligt, wenn auch aufgrund seiner hohen Arbeitsintensität und des damit verbundenen Ressourceneinsatzes weniger als andere Bereiche.


Das Handwerk ist andererseits aber auch selbst von Umweltbelastungen betroffen, was in der besonderen Art und Weise seines Wirtschaftens, nämlich der Handarbeit, begründet ist. Viele Handwerker arbeiten in geschlossenen Räumen oder gehen direkt mit umwelt- und gesundheitsgefährdenden Stoffen und Maschinen um und sind dort Lärm, Staub oder anderen umwelt- oder gesundheitsgefährdenden Stoffen ausgesetzt.

Drittens schließlich ist das Handwerk aufgrund seiner Tätigkeitsfelder, seines ausgeprägten Bildungssystems und seiner besonderen Art des Arbeitens in besonderer Weise dazu prädestiniert, Umweltschutz zu realisieren.

Bei vielen Handwerksberufen ist der Umwelt- und Gesundheitsschutz seit jeher ein klassisches Tätigkeitsfeld, das durch die allgemeine Umweltdiskussion eine Ausweitung und Aufwertung erfahren hat. Naturgemäß ist der Beitrag der verschiedenen Handwerke zum Umweltschutz sehr unterschiedlich.

Im Nahrungsmittelbereich steht seit jeher die Produktion gesunder und in ihrer Qualität hochwertiger Nahrungsmittel im Vordergrund. Die Beschaffung der Zutaten erfolgt über den lokalen oder regionalen Markt, was die Herkunft und Qualität der verwendeten Zutaten nachvollziehbar und auch kontrollierbar macht. Der unmittelbare Kontakt zum Kunden macht es dem Handwerk dort leicht, auf umwelt- und gesundheitsbewusste Kundenkreise einzugehen. Aufgrund der überwiegend lokalen Marktbindung und der damit verbundenen Umschlagsgeschwindigkeit der Produkte auf dem Markt kann auf Konservierungsstoffe weitgehend verzichtet werden. Brot, Fleisch und Wurst müssen nicht auf wochenlange Haltbarkeit getrimmt werden.

Die Wartung, Instandhaltung und Reparatur von Maschinen und Geräten ist ein weiteres klassisches Tätigkeitsfeld des Handwerks. Aus der Sicht des Umweltschutzes tragen Betriebe, die in diesen Bereichen tätig sind, zum einen dazu bei, dass die Produkte auch nach mehrmaligem Gebrauch den geltenden Umweltstandards genügen (z.B. Wartung von Heizungen, Motoreinstellung beim Kfz). Zum anderen verlängern sie mit ihrer Arbeit den Lebenszyklus der Produkte im Wirtschaftskreislauf. Der mögliche Umweltbeitrag dieser handwerklichen Tätigkeit wird auch von der Ausgestaltung der Umweltpolitik in diesem Bereich beeinflusst. Außerdem ist er davon abhängig, ob die zu betreuenden Geräte und Anlagen auch wartungs- und reparaturfreundlich gestaltet und produziert worden sind. Der seit vielen Jahren beobachtbare Trend, Produkte von Anfang an als Einmal- oder Wegwerfprodukte zu konzipieren, bzw. schon bei der Produktentwicklung nicht auf eine mögliche spätere Reparatur, sondern nur noch auf einen Austausch von ganzen Bauelementen oder Baugruppen zu setzen, wirkt sich fatal auf diesen in unserer hochtechnisierten Gesellschaft eminent wichtigen Umweltbeitrag des Handwerks aus. Die hohen Arbeitskosten, und damit auch hohen Reparatur-, Instandhaltungs- und Wartungskosten in Deutschland haben dieses Problem zusätzlich verschärft.

Von zentraler Bedeutung für den Umweltschutz ist auch das Tätigkeitsfeld der Bau- und Ausbauhandwerke. Gerade in diesem Bereich werden Güter und Leistungen erstellt, die langfristig ausgelegt sind und bei deren Erstellung der gewählte Umweltstandard und damit auch die vom betreffenden Bauwerk ausgehenden positiven wie negativen Umweltwirkungen oft auf Jahre, im Bereich des Haus- und Gebäudebaus sogar auf Jahrzehnte hinaus festgeschrieben sind. Die Energiewende kann ohne das Handwerk nicht gelingen.

Gerade in diesem Bereich sind verschiedenste Umweltschutzaufgaben angesprochen. Die Realisierung schadstofffreier Innenräume, energiesparende Bauweisen, die Verwendung naturnaher Materialien, Recycling, Wärmedämmung, die Nutzung der Möglichkeiten zur Energieeinsparung, eine geordnete Abwasserbeseitigung oder der Einbau umweltfreundlicher Heizungsanlagen und sanitärer Einrichtungen beeinflussen nachhaltig die Qualität unserer Umwelt. Gerade hier gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, aktiv zum Umweltschutz beizutragen. Auch hier ist der mögliche Beitrag des Handwerks in einem hohen Maße davon abhängig, welche Vorgaben Kunden und Auftraggeber dem betreffenden Betrieb machen.

Die Umweltthematik ist deswegen längst auch als Bildungsinhalt in die bestehenden Ausbildungsordnungen und Lehrpläne integriert. Ebenso sind die Schulungswerkstätten in den Berufsbildungs- und Technologiezentren der HWK entsprechend eingerichtet und werden auch in dieser Richtung laufend dem aktuellen Stand angepasst. Darüber hinaus hat die HWK einen eigenen Schulungsschwerpunkt Umweltschutz. Er ist im Lehrgangsprogramm der HWK ausführlich erläutert. Seit 1990 hat die HWK für Oberfranken eine eigene Umweltberatungsstelle eingerichtet. Ihre Hauptaufgaben sind die Beratung von Handwerksbetrieben bei der technischen und organisatorischen Lösung von Umweltproblemen, bei der Umsetzung von Umweltvorschriften, dem Umgang mit umweltgefährenden Stoffen, der Verwertung von Abfall- und Reststoffen, bei Nachbarschaftskonflikten (z.B. Lärm oder Geruch) oder bei der Inanspruchnahme von Förderprogrammen wie z.B. dem Bayerischen Umweltberatungs- und Öko-Auditprogramm - auch vor Ort. Sie unterstützt Handwerksbetriebe auch bei der Kontaktaufnahme zu Behörden und hält verschiedenste Informationsdienstleistungen für Handwerksbetriebe bereit wie Entsorgungsleitfäden für das Bau- und Metallhandwerk, Leitfäden zur korrekten Ausstattung eines Gefahrstofflagers im Handwerksbetrieb, Informationen zu Umweltschutz - Förderprogrammen oder Adressen von Anbietern umwelttechnischer Lösungen, von Verwertern von Abfallstoffen. Neu dazu gekommen ist der Qualitätsverbund umweltbewusster Handwerksbetriebe. Das QuB-Konzept ist Teil des "Umweltpakt Bayern", wurde speziell für das Handwerk entwickelt und soll Handwerksbetriebe bei ihren Umweltschutzaktivitäten unterstützen. Betriebe, die die Anforderungen des "QuB" erfüllen, erhalten von einer neutralen, unabhängigen Stelle bescheinigt,, dass sie besonders umweltorientiert sind. Die Betriebe können das Umweltsiegel auch werblich für sich verwenden".

Die Handlungsmöglichkeiten des Handwerks werden durch die Umweltpolitik entscheidend mitbestimmt. Die Regelungsdichte und Vielzahl an Gesetzen, Verordnungen, Vorschriften und Grenzwerten hat aber mittlerweile ein Ausmaß erreicht, das es insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen immer schwerer macht, den Überblick zu behalten. Handwerksbetrieben fehlen die Stabsabteilungen und Experten, die die Vielzahl der Regelungen in Bezug auf die Relevanz für den eigenen Betrieb prüfen und sie anschließend im Betrieb auch angemessen umsetzen. Umweltgesetze und behördliche Auflagen machen den kleinen Handwerksbetrieben auch deswegen große Probleme, weil sie auf großbetriebliche Verhältnisse zugeschnitten sind und einen oft übertriebenen oder verfehlten Investitionsbedarf auslösen.

Darüber hinaus wirken mittlerweile viele umweltpolitische Vorgaben sogar kontraproduktiv und verhindern in ihrer Anreizwirkung durch allzu detaillierte Vorgaben oft sogar Umweltlösungen, die dem jeweiligen Problem vor Ort angemessen sind und dem tatsächlichen Stand der Technik entsprechen. Gerade dem Handwerk, das über einen entsprechenden Handlungsspielraum verfügt, wird damit viel von seiner Innovationskraft genommen. Dringend nötig aus der Sicht des Handwerks ist deswegen eine Überprüfung des bestehenden Gesetzeskatalogs und die Entwicklung einer einfacheren, auch für Selbständige und Mitarbeiter von Klein- und Mittelbetrieben verständlichen und auch umsetzbaren umweltpolitischen Gesetzgebung, die zwar Vorgaben macht und zu erreichende Umweltstandards vorgibt, aber Handlungsspielräume für die konkrete Umsetzung von Umweltschutzmaßnahmen zulässt.
Der Einsatz marktwirtschaftlich orientierter Instrumente und flexibel konzipierter Steuern und Abgaben, vor allem aber die Flexibilisierung des Ordnungsrechts in der Umweltpolitik erweitern die Verantwort¬lichkeit von Unternehmen für Umweltschäden über den Produktionsprozess und die Gewährleistungsdauer der erstellten Produkte und Leistungen hinaus. Zugleich verlagern sie die Problemlösungskompetenz für die konkrete Umsetzung betrieblicher Umweltschutzmaßnahmen und das Umweltrisiko vermehrt in die Betriebe. Den Betrieben wird bei gleichzeitiger Verschärfung der Auflagen offen gelassen, auf welche Weise sie die umweltpolitischen Vorgaben im Einzelfall in betriebliche Umweltschutzmaßnahmen umsetzen. Angesichts vorgegebener Handlungsspielräume und gleichzeitig umfassender Handlungsvorgaben müssen Unternehmen zunehmend selbst konzeptionell tätig werden und eigene betriebliche Umweltkonzepte erarbeiten, um die umweltpolitischen Vorgaben möglichst kostengünstig und unter Vermeidung unnötiger Risiken umzusetzen, und Energie und Ressourcen einsparen zu können.

Viele Betriebe gehen mittlerweile auch über die gesetzlich geforderten Normen und Standards hinaus. Generell geht der Trend zu sogenannten integrierten Umweltschutzkonzepten, wie sie auch im Rahmen der ÖKO - Audit - Verordnung oder beim QuB vorgesehen ist. Es ist bereits jetzt abzusehen, dass sich der Wissens-, Bildungs- und Beratungsbedarf der Betriebe angesichts dieser Entwicklungen enorm erweitern wird. Wie bereits erwähnt, ist Umweltschutz ein integraler Bestandteil handwerklicher Tätigkeit.