Von links: der Bamberger Kreishandwerksmeister Manfred Amon, Landessiegerin Franziska Müller, Ausbilder Erich Först von der Dombauhütte in Bamberg, HWK-Präsident Thomas Zimmer und HWK-Vizepräsident Matthias Graßmann.
Stephan Herbert Fuchs
Von links: der Bamberger Kreishandwerksmeister Manfred Amon, Landessiegerin Franziska Müller, Ausbilder Erich Först von der Dombauhütte in Bamberg, HWK-Präsident Thomas Zimmer und HWK-Vizepräsident Matthias Graßmann.

Bayerns beste SteinmetzinFranziska Müller ist Landessiegerin im Leistungswettbewerb des Handwerks

Franziska Müller aus Augsburg kommt aus einer echten Handwerkerfamilie: der Vater ist Schreinermeister, die Mutter Schneidermeisterin. Klar, dass auch die 22-Jährige etwas machen wollte, das mit dem Handwerk zu tun hat. Aber auch etwas Künstlerisches. Und weil im Handwerk nahezu alles möglich ist, entschloss sich Franziska Müller, beides zu verbinden. Drei Jahre lang absolvierte sie die Berufsfachschule für Holzbildhauer in Berchtesgaden, um gleich darauf eine Steinmetz-Lehre zu beginnen, in Bamberg bei dem Unternehmen Eberth Bau & Co KG. Im Leistungswettbewerb des Handwerks belegte sie jetzt den ersten Platz und darf sich damit als beste Steinmetzin im Freistaat bezeichnen.

Das fast 150 Jahre alte Hoch- und Tiefbauunternehmen Eberth Bau in Bamberg gilt nicht nur als Spezialist für denkmalgeschützte Sanierung, sondern stellt auch die Mitarbeiter der staatlichen Dombauhütte. Auch diese Einrichtung hat bereits eine alte Tradition. 1929 wurde sie gegründet, um das Juwel des Weltkulturerbes für nachfolgende Generationen optimal zu bewahren.

Genau das ist für Franziska Müller auch das Faszinierende an dem Beruf. „Man klopft an Steinen, die für sehr lange Zeit Bestand haben“, sagt sie und ist auch ein wenig stolz darauf, etwas für die Zukunft zu schaffen. Es geht ihr aber auch darum, ein traditionelles Handwerk auszuüben, denn mit Maschinen geht hier am Dom gar nichts.

Nach Bamberg ist Franziska Müller gekommen, weil sie mit dem klassischen Aufgabengebiet des Steinmetzes, der Bearbeitung von Grabsteinen, wenig anfangen konnte. Es sollte schon etwas künstlerisches sein, und so war ihr nach einer Woche Praktikum klar, die Dombauhütte ist genau das, was sie will. Für die Zukunft stehen ihre Pläne allerdings noch nicht fest. Erst einmal will sie Erfahrung sammeln, Routine bekommen, ehe sie vielleicht die Meisterschule angeht, egal ob Holz oder Stein, egal ob in Bamberg oder anderswo.

Franziska Müller weiß auch, dass sie in eine echte Männerdomäne vorgedrungen ist, denn von den 30 Steinmetzlehrlingen auf der Berufsschule in Wunsiedel waren nur zwei weiblich. Allerdings, so schränkt die pfiffige Junghandwerkerin ein, seien die Frauen wirklich mit dem Herzen dabei, während man bei männlichen Lehrlingen schon bemerkt habe, dass sie den Beruf nur aus der Not heraus ergriffen hatten.

Für den Landessieg wurde ihr Gesellenstück bewertet, ein selbst entworfenes Maßwerkssegment für ein gotisches Fenster oder eine Brüstung. Das dekorative Stück wurde in Ansbach genauestens vermessen, verglichen und mit Schablonen kontrolliert, ehe der Sieg feststand.

Von einer ganz außerordentlichen Leistung sprach der Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken Thomas Zimmer, der eigens nach Bamberg gekommen war, um Franziska Müller zu gratulieren. Die Landessiegerin sei eine echte Botschafterin für das moderne und vielfältige Handwerk, sagte Zimmer. Die Landessieger seien die Speerspitze des Handwerksnachwuchses 2016 in Oberfranken. Beim Leistungswettbewerb waren Junghandwerker aus den einzelnen Kammerbezirken in rund 100 verschiedenen Berufen gegeneinander angetreten und hatten die jeweiligen Besten ermittelt.