
Die Vollversammlung tagte in Selb und berief unter anderem einen neuen Geschäftsführer.
VollversammlungHWK mit Wechsel in der Geschäftsleitung: Vollversammlung stimmt für Prof. Dr. Sebastian Serfas
Selb/Oberfranken. Die Vollversammlung der Handwerkskammer für Oberfranken hat Prof. Dr. Sebastian Serfas einstimmig zum neuen Geschäftsführer der HWK gewählt. Der gebürtige Franke folgt auf Dr. Bernd Sauer, der Ende Juni in den Ruhestand gewechselt ist. Zugleich verabschiedet das Parlament des oberfränkischen Handwerks die Jahresrechnung und Vermögensrechnung 2024, die eine gute Nachricht enthält: Der im Wirtschaftsplan des vergangenen Jahres prognostizierte Überschuss fällt höher aus, die Kammer führt damit weitere 1,12 Millionen Euro ihrer zweckgebundenen Rücklage zu. Diese dient ausschließlich den anstehenden Investitionen in die Bildungszentren der Handwerkskammer.
Die Handwerkskammer nutzt den Wechsel in der Geschäftsführerposition, um die Strukturen und Zuschnitte der Bereiche anzupassen und die Kammer zukunftsfähig aufzustellen. Prof. Serfas verantwortet ab 1. Juli 2025 schwerpunktmäßig die Bereiche Finanzen/Controlling, Personal und Betriebsorganisation. „Wir sind sicher, mit Sebastian Serfas den richtigen Mann gefunden zu haben, um die anstehenden Investitionen und damit verbundenen Herausforderungen für die Kammer professionell zu managen“, freut sich HWK-Präsident Matthias Graßmann nach der Wahl des promovierten Diplom-Betriebswirts. Die HWK muss ihre Bildungszentren modernisieren und damit in den kommenden Jahren rund 180 Millionen Euro investieren.
Graßmann macht in seinem Bericht die Notwendigkeit der personellen und strukturellen Erneuerung deutlich. „Wir verlieren in den kommenden Monaten und Jahren viele erfahrene Mitarbeiter in Führungspositionen. Entsprechend stellen wir die Verwaltung frühzeitig neu auf und nutzen diese Wechsel, um die Positionierung und Schwerpunktsetzung anzupassen.“ So ist der Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation, der bis Ende vergangenen Jahres von dem ausgeschiedenen Geschäftsführer verantwortet wurde, nun als Stabsstelle Kommunikation & Medien direkt beim Hauptgeschäftsführer verankert. Gleiches gilt für die IT. Diese bringt nicht nur die IT-Infrastruktur der HWK auf den neuesten Stand und verbessert die IT-Sicherheit, sondern unterstützt die Fachbereiche auch bei der Digitalisierung ihrer intern wie extern wirkender Prozesse.
Förderung: Werden fertige Projekte schnell bewilligt?
Den Blick auf das politische Geschehen überlässt Graßmann bei der Frühjahrsvollversammlung 2025 dem Generalsekretär des Zentralverbands des deutschen Handwerks (ZDH), Holger Schwannecke. Nur einen Wunsch und eine Hoffnung formuliert der HWK-Präsident: „Wir haben Informationen, dass Bundesfinanzminister Lars Klingbeil die Devise ausgegeben hat, alle fertig geplanten Projekte, die der Infrastruktur dienen, sofort zu bewilligen. Die Planungen für unseren Neubau des Bildungszentrums Oberfranken- West (in Bamberg) sind fertig, der Förderantrag liegt dem Bund vor. Von unserer Seite her, kann es sofort losgehen.“
Zu diesem konkreten Anliegen der HWK hat der ZDH-Generalsekretär keine neuen Informationen. Er betont aber, dass die Bundesregierung das Forderungspapier „Bildungsstätten-Förderung neu denken!“ des ZDH auf dem Tisch habe, das konkrete Schritte vorsieht, um den bereits bestehenden Investitionsbedarf in die handwerklichen Bildungsstätten mit einem Volumen von insgesamt 3,6 Milliarden Euro bundesweit schnell und sachgerecht abzubauen. Die Basis dieses Forderungspapiers ist „eine der Förderung von Hochschul- und Universitätsbauten vergleichbare finanzielle Unterstützung für die handwerklichen Bildungsstätten“. Damit einher würde die notwendige Gleichwertigkeit der Bildungswege gehen. „Wir haben es endlich geschafft, dass die Gleichwertigkeit der beruflichen mit der akademischen Bildung in ein Gesetz gegossen werden soll. Das ist ein großer Schritt,“ erklärt Schwannecke vor der Vollversammlung. Aber natürlich müssten auch nach der im Koalitionsvertrag angekündigten „Verrechtlichung“ die richtigen Schlüsse gezogen und die daraus resultierenden Maßnahmen umgesetzt werden. „Die akademische Bildung zahlt der Steuerzahler, also wir alle; die Berufliche Bildung zahlen zu mindestens 30 Prozent die Betriebe. Das kann nicht sein!“
Der Generalsekretär geht in seinem Bericht zudem auf Dauerbrenner in der politischen Debatte ein: der Umgang mit dem Sondervermögen, anstehende steuerliche Entlastungen und wie ein Bürokratieabbau erfolgen müsse. Deutliche Kritik übt Schwannecke an der Entscheidung des Bundesfinanzministers, die Stromsteuersenkung nur für Teile der Wirtschaft umzusetzen, und an der Lücke, die der Koalitionsvertrag bei der Frage nach einer Reform der Sozialversicherungssysteme hat. „Die künftige Finanzierung unserer Sozialversicherung wird für das Handwerk als personalintensive Branche absolut entscheidend werden.“
HWK ein wichtiger Bildungsanbieter
Die Jahresrechnung und Vermögensrechnung 2024, die die Vollversammlung einstimmig abnimmt, verdeutlichen die weiterhin solide und wirtschaftliche stabile Situation der Handwerkskammer. Das Haushaltsvolumen betrug im vergangenen Jahr dabei 44,95 Millionen Euro. Davon entfielen 39,41 Millionen Euro auf den Verwaltungshaushalt und 5,54 Millionen Euro auf den Vermögenshaushalt. Bereinigt um kalkulatorische Positionen und Ausgleichstitel beliefen sich die Einnahmen im Verwaltungshaushalt auf 31,39 Millionen Euro und die Ausgaben auf 27,98 Millionen Euro, so dass im Jahr 2024 Zuführungen an den Vermögenshaushalt in Höhe von 3,41 Millionen Euro realisiert werden konnten. „Uns haben hier einige Sondereffekte in die Karten gespielt“, verdeutlicht Sebastian Serfas der Vollversammlung. „Zum Beispiel Nachholeffekte im Bereich der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (ÜLU) und unerwartet hohe Zinsen.“
Der Schwerpunkt der Ausgaben spiegelt dabei den wichtigsten Tätigkeitsbereich der Handwerkskammer wider: Circa zwei Drittel des Geldes (65%) fließen in die berufliche Bildung. „Die Zahlen zeigen es: Wir sind in erster Linie ein großer Bildungsanbieter, der vor allem bei der kontinuierlichen Aus- und Weiterbildung der oberfränkischen Handwerkerinnen und Handwerker eine wichtige Rolle spielt.“
Sebastian Serfas wurde im Rahmen der Vollversammlung zum Geschäftsführer gewählt.
Neuer Geschäftsführer mit neuen Schwerpunkten
Prof. Sebastian Serfas ist neuer Geschäftsführer der HWK für Oberfranken und folgt in dieser Funktion Dr. Bernd Sauer nach. Er komplettiert damit die Geschäftsleitung um Hauptgeschäftsführer Reinhard Bauer und Geschäftsführer Rainer Beck und verantwortet zukünftig die zentralen Bereiche Finanzen/Controlling, Personal und Betriebsorganisation.
Bildgalerie aus der Vollversammlung
Selb/Oberfranken, 30. Juni 2025