Betriebseigentümer Friedrich Maderer mit einem der Wandteile, die er für seine Holzhäuser verbaut.
Karoline Rübsam

Wer sich selbstständig macht, tut dies hauptsächlich im Nebenerwerb - Beispiel einer erfolgreichen Gründung aus dem Landkreis ForchheimMit Motivation den eigenen Betrieb gründen

Das Handwerk bietet erstklassige Karrierechancen bis hin zur Selbstständigkeit. Zudem sind bei der Mehrzahl der Betriebe die Auftragsbücher gut gefüllt. Die Nachfrage nach handwerklichen Leistungen ist riesengroß. Da scheint fast verwunderlich, dass es kaum Handwerksbetriebsgründungen im Raum Forchheim – wie auch generell in Oberfranken – gibt.

Einer der Wenigen, der eine Existenzgründung gewagt hat, ist Friedrich Maderer. 2018 hat er sich mit einem Holzbaubetrieb selbstständig gemacht. Startete er zunächst klassisch als Ein-Mann-Unternehmen, sind sie heute zu dritt an den Standorten Egloffstein und Hiltpoltstein aktiv. Maderer plant und baut ökologische Massivholzhäuser. Der Zimmerermeister und staatlich anerkannte Energieberater legt dabei Wert auf Ganzheitlichkeit: „Wir machen alles, von der Planung und den Entwürfen, dem Holzbau mit Verwendung von ökologischem Holz aus der Fränkischen Schweiz, dem Bayerischen Wald und dem Schwarzwald, bis hin zum Innenausbau und liefern ein Energiekonzept dazu.“

Eigentlich wollte der 29-Jährige Architektur studieren – „aber ich bin Praktiker und möchte nicht nur entwerfen, sondern selbst konstruieren und Räume und Häuser erschaffen“. Nach der Meisterschule plante der dreifache Familienvater zunächst die Betriebsübernahme einer Zimmerei. „Der Firmeninhaber wollte aber dann eine schnelle Lösung und hat sein Unternehmen an eine große Baufirma verkauft.“ Also gründete er seinen eigenen Betrieb.

Motivation ist wichtig

Für eine eigene Firma ist es nötig, immer motiviert zu bleiben und auch Durststrecken in Kauf zu nehmen. Das Marketing sei wichtig und man sollte ein gutes Netzwerk haben: „Hier in der Fränkischen Schweiz kennen sich die Handwerker untereinander, man spielt sich die Aufträge auch mal zu“, sagt Maderer.

Viele Anbieter von Massivholzhäusern mit einem ganzheitlichen Ansatz gebe es nicht im Fränkischen: „Es spricht sich schnell herum, dass es das bei uns gibt und alles aus einer Hand kommt“. Außerdem wichtig: „Man muss immer up to date bleiben und sich fortbilden, gerade im IT-Bereich, denn schließlich verbringe ich 50 Prozent meiner Arbeitszeit am Computer.“

Momentan sind Maderer und seine beiden Mitarbeiter, ein Holzbautechniker und ein Schreiner, auf der Suche nach einer großen Gewerbefläche. In den Büros in Hiltpoltstein und Egloffstein wird an den PCs und Schreibtischen entworfen und gerechnet. Das Baumaterial wird dann direkt zur jeweiligen Baustelle gebracht. „Selbst hier auf dem Land sind die Grundstückspreise für Gewerbeflächen wie in den Städten überirdisch, das macht es Firmengründern nicht gerade leicht“, klagt Maderer.

Nebenerwerb überwiegt

Eine Existenzgründung in Vollzeit ist aktuell allerdings die Ausnahme. Nach Aussagen von Reinhard Wirth, Gründungsberater bei der Handwerkskammer für Oberfranken, gab es in den Jahren 2018 und 2019 zwar zahlreiche Existenzgründungsberatungen, überwiegend aber als „nebenerwerbsmäßige Selbstständigmachungen“ oder Kleinstgründungen. „Vollerwerbsmäßige Betriebsgründungen in einem traditionellen Handwerk, wie etwa Schreiner oder Schlosser, sind bei uns in den vergangenen Jahren spürbar zurückgegangen. Es gibt eher Gründungen im Nebenerwerb, also Handwerker, die hauptberuflich bei einer größeren Firma angestellt sind und sich nebenbei am Wochenende als Selbstständige etwas dazu verdienen möchten“, erklärt Wirth.

Wirth berät seit über 30 Jahren Handwerksbetriebe und begleitet Firmengründer in diesem Bereich. Der Berater der Handwerkskammer kennt auch Gründe für diese Entwicklung: „Die Auftragsbücher sind voll. Wenn es in einer Branche gut läuft, dann nehmen die vollerwerbsmäßigen Gründungen ab“, so Wirths Fazit aus langjähriger Erfahrung.

Auch bei Betriebsübernahmen oder -nachfolgen haben sich Veränderungen ergeben: „Der Schwerpunkt bei den Betriebsübernahmen liegt nach wie vor in der Nachfolge durch Tochter, Sohn oder Familienangehörige.“ Aber auch hier gebe es eine klar rückläufige Tendenz.

War es früher beinahe selbstverständlich, dass die Kinder den gleichen Beruf erlernten und später den Betrieb übernahmen, so orientieren sich auch die Nachfahren alteingesessener Handwerker heute oft ganz anders. Daher hören sich Betriebseigentümer, die einen Nachfolger suchen, im Bekanntenkreis oder bei Kollegen nach Interessenten für ihre Firma um, lassen sich von den Wirtschaftskammern beraten oder wenden sich an die Vermittlungsbörse „nexxtChange“.