Viviane Kraus, Maßschneiderin

Im Schneiderhandwerk gilt: viele Wege führen zu Ziel

Coburg. Viviane Kraus ging es nach dem Abschluss des Abiturs wie vielen ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler: Sie hatte noch keinen konkreten Plan, wie es für sie nun weitergehen könnte. „Dann studiere ich halt mal,“ dachte sich die 24-jährige Coburgerin und startete an der Uni mit Biologie und Chemie. Schon bald merkte sie allerdings: „Das ist nicht meine Welt!“

Sie erinnerte sich an ihre Kindheit, als sie oft mit ihrer Oma genäht hat und machte sich deutschlandweit auf die Suche nach Ausbildungsplätzen im Schneiderhandwerk – eigentlich nach der Fachrichtung „Maßschneiderin für Damen“. Ausgerechnet in ihrer Heimatstadt Coburg wurde sie fündig. Zwar nicht für Damen, sondern in der Herren-Abteilung. Dazu half ihr auch der Kontakt zum Landestheater Coburg, den sie schon im Rahmen einer Theater-AG des Gymnasiums Albertinum Coburg geknüpft hatte. Ein perfektes Matching also.

Ihr Landessieg gelang Viviane Kraus mit einem maßgeschneiderten Sakko, dass sie im Rahmen ihrer Gesellenprüfung für ihren Freund angefertigt hat. Während ihrer dreijährigen Ausbildungszeit kam sie in der Berufsschule auch mit Industrie-Näherinnen zusammen und lernte so den Unterschied zwischen echtem Handwerk und industrieller Produktion kennen. „Eine sehr wertvolle Erfahrung“, sagt die Maßschneiderin, „da sieht man erst einmal, wie viel man im Handwerk lernt und man am Ende dann auch kann.“ Wichtig war ihr in der Ausbildung auch der permanente Austausch und die Abstimmung mit anderen Kollegen, wie zum Beispiel Gewandmeister und Bühnenbildner. Dadurch hat sie auch eines gelernt: „In der Schneiderei führen viele Wege nach Rom.“

Den Landessieg und auch den dritten Platz auf Bundesebene hat sich Viviane Kraus also redlich verdient. Dieser Meinung ist auch ihre Ausbilderin im Landestheater, Schneidermeisterin Katrin Müller: „Ich bin vom landessieg begeistert. Viviane hat sogar besser abgeschnitten als ich selbst.“

Als Maßschneiderin hat die junge Coburgerin ihren Traumberuf gefunden, an dem sie auch weiterhin festhalten will. Sie plant innerhalb der nächsten drei Jahre di9e Meisterschule zu besuchen und danach im besten Fall im Landestheater Coburg eine Ausbilderrolle zu übernehmen, um ihr erlerntes Wissen an die nächsten Handwerkergenerationen weitergeben zu können.