
KonjunkturHandwerk in Lauerstellung: Konjunktur leicht positiv
Bayreuth/Oberfranken. Das Handwerk in Oberfranken tastet sich Schritt für Schritt nach vorne. Für einen starken konjunkturellen Aufschwung allerdings fehlen entschiedenere Signale aus Berlin. So interpretiert die Handwerkskammer für Oberfranken die Ergebnisse der Konjunkturbefragung im oberfränkischen Handwerk für das zweite Quartal 2025. „Die Zahlen spiegeln die Stimmung sehr gut wider“, bestätigt Hauptgeschäftsführer Reinhard Bauer. „Die Betriebe sind in einer Art Lauerstellung. Sie wollen los, warten aber auf den finalen Startschuss aus Berlin. Der aber ist leider noch nicht gekommen.“
Der Geschäftsklimaindex im oberfränkischen Handwerk ist im zweiten Quartal 2025 erneut um einen Punkt auf jetzt 90 geklettert. Allerdings haben sich im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Jahres die Vorzeichen gedreht. Von Januar bis März 2025 haben die Betriebe die aktuelle Geschäftslage eher schlecht bewertet, die Aussichten aber als gut. Im Frühling dieses Jahres (April bis Juni) liegt der Anteil der Befragten, die eine gute oder befriedigende aktuelle Lage angegeben haben, bei 84 Prozent (+ 7 %), während sich die Erwartungen um minus 8 Prozent von gut auf befriedigend nach unten skaliert haben.
Das gleiche Bild zeigt sich bei den Auftragseingängen und vor allem bei den Umsatzzahlen:
77 Prozent der Betriebe haben für das II. Quartal gestiegene oder zumindest gleichbleibenden Umsätze in den Büchern stehen, ein Plus von 17 Prozent. Dagegen erwarten für den Sommer nur noch 12 Prozent steigende und 67 Prozent konstante Umsätze (Quartal I: 22 % bzw. 53 %).
Wirtschaftlicher Aufbruch in der Breite noch nicht angekommen
Der Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken sieht die Ergebnisse der neuen Konjunkturumfrage als eine Bestätigung der politischen Einordnung durch die Kammer. „Der große wirtschaftliche Aufbruch ist trotz Sondervermögen, Investitionsboostern und sonstigen markigen Ankündigungen in der Breite noch nicht angekommen“, glaubt Matthias Graßmann. „Der Vorschuss, den die neue Regierung zu Jahresbeginn bekommen hat, wurde damit bislang nicht zurückbezahlt. Und dass, obwohl die Befragung vor den Tiefschlägen aus Berlin hinsichtlich der ausbleibenden Stromsteuersenkung durchgeführt wurde.“ Die Bundesregierung hat – entgegen den Versprechen aus dem Wahlkampf, der Festlegung im Koalitionsvertrag, dem Beschluss des ersten Koalitionsausschusses und der Integration in das Sofortprogramm – die Stromsteuer nicht für alle, sondern nur für Teile der Wirtschaft und des Handwerks reduziert. Stattdessen wird die Erhöhung der Mütterrente um ein Jahr vorgezogen.
Der HWK-Präsident: „Ganz klar, wir sind darüber sehr enttäuscht. Die Bundesregierung muss diesen Wortbruch wieder korrigieren und endlich damit anfangen, bei der Wirtschaft und den Verbrauchern wieder Vertrauen auf- statt weiter abzubauen. Dann kann das Handwerk auch seine ganze Kraft auf die Straße bringen.“
Einschätzungen aus den einzelnen Handwerkszweigen
- Die Lage im Bauhandwerk hat sich im Vergleich zum Vorquartal zwar – den Jahreszeiten folgend – deutlich verbessert (Anstieg guter Geschäftslage von 23 % auf 41 %), bleibt aber weiter unter den Vorjahreswerten und wartet auf entscheidende politische Impulse.
- Auch beim Ausbauhandwerk sehen wir leicht schwächere Zahlen als im Vorjahr. Die Veränderung zum I. Quartal 2025 ist hier gering, 5 Prozent mehr sahen eine gute Geschäftslage und 5 Prozent weniger eine schlechte Geschäftslage.
- In der Gruppe Zulieferer und Betriebe des gewerblichen Bedarfs hat sich die Situation etwas gedreht. Sahen wir im I. Quartal noch schlechtere Zahlen (31 % bewerteten die Lage als schlecht) als in 2024 (nur 23 %), erkennen wir nun eine Verbesserung. Insgesamt bewerten 76 Prozent ihre Lage wieder als befriedigend oder gut (+ 7 %).
- Beim Kfz-Handwerk hellt sich die Lage im Vergleich zum Vorjahr auf. Zwar bewerten deutlich weniger Unternehmen ihre Geschäftslage als gut, jedoch berichten ebenso weniger Unternehmen von einer schlechten Geschäftslage. Die positive Entwicklung mit Blick auf das
I. Quartal ist beachtlich: Sahen damals noch 28 Prozent eine schlechte Geschäftslage , so ging dieser Anteil im II. Quartal auf 10 Prozent zurück. - Die Nahrungsmittelhandwerke kämpfen weiter mit schwierigen Aussichten, mehr als jedes vierte Unternehmen bezeichnet die Geschäftslage als schlecht. Zwar sehen ebenso viele eine gute Geschäftslage, im Durchschnitt ist die Entwicklung jedoch negativ.
- Die Lage der Gesundheitshandwerke entwickelt sich positiv. Keines der befragten Unternehmen bewertet seine Lage momentan als schlecht.
- Im Friseur- und Kosmetikhandwerk sehen wir zwar im Durchschnitt einen leichten Rückgang im Vergleich zum Vorjahr, jedoch auch einen höheren Anteil an Unternehmen mit guter Geschäftslage.
Gesamtfazit: Insgesamt kann das Handwerk so die schlechteren Zahlen aus dem I. Quartal ausgleichen und steht nun wenig schlechter als im Vorjahresquartal da.
Bayreuth / Oberfranken, 10. Juli 2025