
Im Live-Talk diskutierten Frank Schiemann, Sergio Drawert, Nicole Wagner, Johannes Lange und Sandra Peter von der IHK für Oberfranken Bayreuth.
Tandem-Reihe "Wissenschaft & Praxis"Nachhaltiges Wirtschaften: Wichtig ist, erste Schritte zu gehen
Damit Betriebe und Unternehmen für die Zukunft gerüstet sind, ist nachhaltiges Wirtschaften von enormer Bedeutung. Dies kann aber nur gelingen, wenn man sich Nachhaltigkeit nicht nur zum Ziel setzt, sondern sie „täglich lebt“- wie Reinhard Bauer, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Oberfranken in seinem Grußwort zur Tandemreihe „Wissenschaft & Praxis“ in der Aula der Otto-Friedrich-Universität Bamberg betonte. Wichtig sei für die Zukunft, die ersten Schritte zu wagen.
Um zu zeigen, wie das funktionieren kann, kamen in Bamberg vier Teilnehmerinnen und -nehmer aus Wirtschaft und Wissenschaft zusammen: Johannes Lange, Geschäftsführer des Schreinerbetriebs HANNES-LANGE GmbH & CO KG aus Ebermannstadt, Nicole Wagner, Corporate Responsibility Managerin bei der GREIFF Mode GmbH & CO KG in Bamberg und Dr. Sergio Drawert, technischer Leiter beim Leuchtmittelhersteller RZB Rudolf Zimmermann, Bamberg GmbH sowie Professor Dr. Frank Schiemann, Inhaber des Lehrstuhls für BWL, insbesondere Controlling an der Universität Bamberg. Unter dem Thema „Daten, Druck und Durchblick: Unternehmerische Nachhaltigkeit zwischen Anspruch und Alltag“ tauschten sie sich durch Impulsvorträge und in einer Podiumsdiskussion miteinander aus.
Handwerk als Treiber der Nachhaltigkeit
Johannes Lange stellte dabei die Sonderrolle des Handwerks heraus: „Nachhaltigkeit ist in der DNA von uns Handwerkern seit Anbeginn schon mit drin“. Zum anderen ist er auch stolz auf bereits realisierte Nachhaltigkeitsprojekte im eigenen Betrieb: Unter anderem durch den Einsatz von Photovoltaik, LEDs und intelligente Steuerungen hat seine Schreinerei im vergangenen Jahr 70 Prozent des benötigten Stroms selbst erzeugt. Zum Nachhaltigkeitskonzept des Betriebes gehöre aber auch die Abfallentsorgung, die Nutzung regionaler Wertschöpfungsketten und die Wiederverwendung von Baumaterialien. Sein Credo: „Nachhaltigkeit ist eine Herausforderung, die sich rentiert. Wenn man am Thema dranbleibt, kommt am Ende auch etwas Gutes heraus.“
Nachhaltigkeit ist eine Herausforderung, die sich für viele Betriebe rentiert. (Schreinermeister Johannes Lange)
Eine besondere Hilfe sei ihm dabei auch der kostenlose Nachhaltigkeitscheck der Handwerkskammer für Oberfranken gewesen. Durch den 360-Grad-Check können Betriebe ihre eigenen Fortschritte in verschiedenen Bereichen der Nachhaltigkeit überprüfen. Eine Pflicht zur Nachhaltigkeits-Berichterstattung sieht er dennoch kritisch: „Für kleine Betriebe ist der Aufwand personell nicht machbar.“
Von Lieferketten bis zur langen Lebensdauer
Besonders klar wurde in den Vorträgen und Diskussionen eines: Nachhaltigkeit ist vielfältig. Nicole Wagner zeigte beispielsweise auf, wie Lieferketten immer wieder überprüft werden. „Die soziale Verantwortung zu unseren weltweiten Partnern spielt dabei eine Schlüsselrolle.“ Gerade bei der Transparenz der Lieferketten, aber auch generell müsse man die Nachhaltigkeit immer neu denken, so Wagner.
Dr. Sergio Drawert legte bei der Vorstellung von modernen Lampen seines Unternehmens besonderen Wert darauf, dass die Produkte dank LEDs „ein Menschenleben lang“ halten – im Unterschied zur geringen Lebensdauer der klassischen Glühbirne. Für den Bamberger Leuchtenhersteller sei eine Nachhaltigkeitsberichterstattung alternativlos: „Gerade Großkunden fordern diesen Nachweis aktiv ein und sortieren Zulieferer auch hin und wieder aus, wenn sie nicht nachhaltig genug aufgestellt sind.“
Aus wissenschaftlicher Sicht können, laut Professor Schiemann, Nachhaltigkeitsstandards auch ohne Pflicht-Berichtserstattung Vorteile für Betriebe und Unternehmen generieren. Durch den leichteren Zugang zu Finanzierungen, eine verbesserte Reputation und das frühzeitige Erkennen von Risiken im Rahmen der strategischen Planung. „Nachhaltigkeit im Unternehmen gefährdet nicht den Wirtschaftsstandort, sondern ist Teil einer aktiven Zukunftssicherung für Betriebe“, so die Überzeugung des BWL-Professors.
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Bamberg, 8. Juli 2025