Gruppenbild der Vertreter der französischen Partnerkammer mit HWK-Präsident Matthias Graßmann, HWK-Hauptgeschäftsführer Reinhard Bauer, Christian Herpich, Regierungspräsident Florian Luderschmid und HWK-Geschäftsführer Rainer Beck
HWK für Oberfranken
Austausch zwischen Deutschland und Frankreich: Die Vertreter der HWK für Oberfranken und der Chambre des Métiers et de l'Artisanat (CMA) de l'Aude waren zufrieden mit dem Treffen.

AustauschGemeinsamer Einsatz für starkes, europäisches Handwerk

Bayreuth/Oberfranken. Zwei intensive Tage Austausch und offene Diskussionen: Mit Pierre Vera (Präsident), Grégory Roures und Olivier Assie hatte die Handwerkskammer für Oberfranken Vertreter ihrer französischen Partnerkammer Chambre des Métiers et de l'Artisanat (CMA) de l'Aude zu Gast. Zum  Abschluss formulierten die oberfränkischen und die französischen Handwerksvertreter einen gemeinsamen Appell, den sie direkt an die oberfränkische EU-Abgeordnete Monika Hohlmeier (MdEP) aus Lichtenfels sandten: „Wir wünschen uns und fordern auch, dass die EU bei ihren Entscheidungen viel stärker auf die Belange der kleineren Betriebe Rücksicht nimmt.“ Über 99 Prozent der Unternehmen in der EU sind kleine und mittlere Unternehmen (KMU).

Forderungen, die das deutsche und das französische Handwerk gemeinsam vertreten. Sowohl auf bundesweiter Ebene als auch regional. Die Partnerschaft zwischen der CMA Aude und der HWK für Oberfranken etwa reicht bereits mehr als 60 Jahre zurück und wurde miteinander vereinbart, noch ehe 1963 im Elysee-Palast mit dem deutsch-französischen Freundschaftsvertrag die offizielle Grundlage gelegt wurde. HWK-Präsident Matthias Graßmann: „Das steht sinnbildlich für das Handwerk: Unsere Vorgänger haben damals pragmatisch gehandelt und ein Band, geknüpft, das bis heute hält. Und ist es sehr wichtig, diese Verbindung zu pflegen und zu hegen. Denn: Wir brauchen ein gemeinsam auftretendes, starkes Europa.“

Beim Arbeitstreffen der Kammervertreter mit der EU-Abgeordneten Monika Hohlmeier, die einen Sachstandbericht zu den aktuell in Brüssel diskutierten Themen gab, gab es entsprechend rege Diskussionen. Hohlmeier zeigte sich zuversichtlich, dass viele Entscheidungen nun wieder sachlicher geführt werden würden. „Wir verfolgen im Parlament einen streng inhaltlichen Weg, bei dem sich die europäische Politik vor allem wieder auf das Subsidiaritätsprinzip und den Vertrag von Lissabon besinnt.“ Das bedeute vor allem Vertrauen in die Mitgliedsstaaten und ihre Bürger zu haben und weniger Details politisch vorgeben zu wollen. Die Kammervertreter der CMA Aude, die seit einigen Jahren gemeinsam mit zwölf weiteren Kammern den größeren Verbund CMA Occitanie bildet, waren überrascht von dem offenen Austausch mit der Abgeordneten. „In Frankreich finden diese direkten Gespräche so kaum statt.“

Betriebsbesuch und Berufsmesse

Die Vertreter der Partnerkammer CMA unterhalten sich auf der Berufsmesse Bayreuth mit einem Schreinermeister.
HWK für Oberfranken
Auf der Berufsmesse in Bayreuth gewannen die französischen Gäste der Partnerkammer Einblicke in handwerkliche Ausbildungen in Deutschland.

Die oberfränkischen und französischen Handwerkerinnen und Handwerker und HWK-Vertreter tauschten sich darüber hinaus vor allem aber über Fachthemen aus. Beim Besuch der Gerlitz Elektro GmbH in Bayreuth diskutierten sie die Gemeinsamkeiten, aber auch die Unterschiede in der Energieversorgung – und in den Aufgabengebieten der Betriebe. Gemeinsam leiden etwa beide Länder und entsprechend auch die Handwerksbetriebe unter dem schlechten Zustand der Energienetze und Verteilersysteme. „Unser Stromnetz ist sehr alt und nicht auf die Leistungen ausgelegt, die heute notwendig sind. Das Verteilernetz“, erklärte etwa Grégory Roures, der im Kanal- und Leitungsbau tätig ist, „müsste in seiner Kapazität eigentlich verdoppelt werden.“

Allerdings betragen die Strompreise im Nachbarland, das nur einen einzigen zentralen Energieversorger hat, nur rund ein Drittel der Kosten in Deutschland.

Ebenso interessiert zeigten sich der Präsident der CMA Aude und die beiden ehrenamtlichen Vertreter von der Berufsmesse Handwerk, die sie im Bayreuther Bildungszentrum der HWK besuchten. Denn auch dies eint beide europäischen Länder: Das Handwerk und viele gewerblich-technischen Berufe bieten Schulabsolventen nach wie vor hervorragende Berufschancen.

Empfang bei der Regierung von Oberfranken

Der politische Höhepunkt der Delegationsreise, die die mehr als 60-jährige Partnerschaft der beiden Kammern fortführt, war der Empfang bei der Regierung von Oberfranken, zu dem auch der Oberbürgermeister der Stadt Bayreuth, Thomas Ebersberger, und Landrat Florian Widemann dazustießen. Regierungspräsident Florian Luderschmid betonte die Bedeutung des Handwerks für die Region und für die gesamte Wirtschaftskraft eines Landes und freute sich über die enge Verbindung, die die Kammern grenzüberschreitend haben. Er nahm sich auch die Zeit, den französischen Gästen die Geschichte des Regierungsgebäudes an der Bayreuther Ludwigstraße und im Landratssaal die Kunstfertigkeit der damals wirkenden Handwerkerinnen und Handwerker persönlich zu zeigen.

Bayreuth, 20. Oktober 2025

 

Ansprechpartnerin

Michaela Heimpel

Leiterin Kommunikation - Medien

Tel. 0921 910-166

Fax 0921 910-45166

michaela.heimpel--at--hwk-oberfranken.de



 

Weiterführende Informationen

Die Zusammenarbeit zwischen der Handwerkskammer für Oberfranken und der  Chambre des Métiers et de l'Artisanat (CMA) besteht seit 1963. Ziel der Kooperation ist es, das Handwerk auf europäischer Ebene voranzubringen und sich miteinander auszutauschen sowie voeneinander zu lernen.