Das Jubiläumsbrot mit dem Aufdruck 1625 liegt im Ofen.
Patrick Findeiß
Das 400-jährige Jubiläum zelebriert Fickenschers Backhaus mit einem speziellen Jubiläumsbrot, das an die lange Tradition der Bäckerei erinnert.

400 Jahre Fickenschers Backhaus in Münchberg„Innovation gehört zu unserer DNA“

Die Geschichte von Fickenschers Backhaus startet bereits im Jahr 1625, als der Bauernsohn Johann Fickenscher – mitten im 30-jährigen Krieg – eine Bäckerlehre begann. Damit legte er den Grundstein für den heutigen Familienbetrieb, der sich in vier Jahrhunderten konsequent weiterentwickelte und sich von Generation zu Generation immer wieder neu erfand. Stand anfangs die Grundversorgung der Bevölkerung mit Backerzeugnissen im Mittelpunkt, so entwickelte sich der Betrieb vor allem in den letzten Jahrzehnten sehr stark weiter. Zum Jubiläum sagt Geschäftsfüher Andreas Fickenscher, der das Backhaus in der elften Familiengeneration führt: „Innovation gehört zu unserer DNA. Ohne eine ständige Anpassung würde es unser Backhaus nicht mehr geben.“

Dabei schlugen die Fickenschers über alle Generationen hinweg immer eine Brücke zwischen traditioneller Backkunst und fortschrittlicher Weiterentwicklung. Vor allem in der Gründerzeit mussten viele Herausforderungen gemeistert werden: Armut, Kriege und technische Umbrüche ließen da nicht viel Platz für innovative Prozesse. Andreas Fickenscher nennt die Vergabe des Braurechts im Jahr 1763 und den Umzug ins heutige Stammhaus im Jahr 1784 als Schlüsselmomente in der Entwicklung des Betriebes. Damals wie heute habe man aber schon sehr stark regional gehandelt, im Sinne von „Aus der Region, für die Region“. Und auch heute noch sind die Fickenschers eng verbunden mit den Menschen vor Ort. „80 Prozent unserer Rohstoffe, die wir verarbeiten, stammen aus unserer Heimat“, sagt der Geschäftsführer. Bei dieser starken regionalen Verwurzelung soll es auch bleiben. Fickenscher: „Wir bleiben dort, wo die Leute wissen, was ein ‚Laabla‘ ist.“



Ein historisches Schwarz-Weißbild: Zwei Bäcker schieben Brot in den Ofen der Backstube Fickenscher.
Fickenscher
Ein Bild aus historischen Tagen: In der Backstube wurde insbesondere Brot gebacken, das für die Grundversorgung der Münchberger Bevölkerung gebraucht wurde.

Gutes bewahren. Neues entdecken.

Entscheidend mitgeprägt wurde die heutige Philosophie des Backhauses von Helmut und Marga Fickenscher, den Eltern von Andreas. Nach dem Leitbild „Gutes Bewahren. Neues entdecken“ bauten Sie das frühere Wirtshaus zum Caféhaus um. Schon vor 42 Jahren führten Sie das „Ladenbacken“ ein, so dass es für die Kunden stündlich frische Brötchen gab. Sie waren es auch, die vor 30 Jahren die erste Filiale in einem Supermarkt eröffneten und 1999 eine Druckmaschine anschafften, die mit Hilfe von Lebensmittelfarbe individuelle Motive auf Torten und Backwaren aufbringen konnten. Diese Idee führt heute Florian Fickenscher, der Bruder von Andreas, in der ausgegründeten logolini GmbH weiter, die leckere Werbepräsente mit entsprechenden Logoaufdruck produziert.

Blick über den Brotrand hinaus

Auch Andreas Fickenscher schaut heute gerne, wie er es selbst sagt, „über den Brotrand hinaus“, um sein Backhaus konsequent weiterzuentwickeln. So schafft er es mit Hilfe digitaler Prozesse und klugen Investitionen in die Verwiege- und Kühltechnologie, 70 Prozent der ursprünglichen Nachtarbeit auf den Tag zu verlegen. Dafür wurde er 2016 mit dem Zukunftspreis der HWK ausgezeichnet. 2019 eröffneten die Fickenschers ihren ersten Online-Shop mit dem Namen „Backverliebt“, der den Kunden echtes Handwerksbrot nach Hause bringt. Dabei hat er aber immer auch die alten Backtraditionen und die Regionalität im Blick. 2019 entstand aus alten Rezepten, die er in die Gegenwart transferierte, das sogenannte „Heimatbrot“ mit regionalen Zutaten, die vom Aussterben bedroht sind.



Nahaufnahme des Heimatbrots mit regionalen Zutaten
Jesper Hilbig
Seit 2019 gibt es das Heimatbrot mit regionalen Zutaten, die vom Aussterben bedroht sind.

Digitalisierung und KI

Über den Brotrand hinaus heißt für Fickenschers Backhaus zum Beispiel aber auch innovative Snackkonzepte, die in ihrer PHYBIOM GmbH, entwickelt werden. Durch interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Wissenschaft und Forschung entstand beispielsweise der Keks „Cooxie“, der bei Kleinkindern die Widerstandsfähigkeit bei Allergien steigern soll, Pflanzkübel aus Brotresten, die das Wegwerfen von nicht verkauften Lebensmitteln verhindern oder auch ein textiles Backblech für mehr Energieeffizienz. Andreas Fickenscher sucht mit seinem Team ebenso nach KI-Lösungen, die beispielsweise eine Überproduktion verhindern kann, weil man Backprodukte näher am eigenen Verbrauch herstellt. Das geht aber nur mit dem konsequenten Einsatz von digitalen Hilfsmitteln, ist der Geschäftsführer überzeugt. „Bei uns gehört das Tablet mittlerweile genauso selbstverständlich zu den Arbeitsmitteln, wie der Teigschaber.“



Andreas und Jessica Fickenscher stehen im Verkaufsraum ihrer Bäckerei.
Patrick Findeiß
Andreas Fickenscher und seine Ehefrau Jessica führen das Backhaus in der elften Familiengeneration.

 

Ansprechpartner

Ulrich Förtsch

Mitarbeiter Kommunikation - Medien

Tel. 0921 910-186

Fax 0921 910-45186

ulrich.foertsch--at--hwk-oberfranken.de



 

Weiterführende Informationen

Mehr zur Historie und zum Betrieb gibt es auf der Website von Fickenschers Backhaus.