Schlechte Stimmung im Handwerk - Geschäftslage und Ausblick verschlechtert

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Tablet mit Ansicht von Daten zur Geschäftslage in den einzelnen Handwerkszweigen der HWK

Konjunkturumfrage im III. Quartal 2023 im oberfränkischen HandwerkSchlechte Stimmung im Handwerk - Geschäftslage und Ausblick verschlechtert

Bayreuth/Oberfranken. Im III. Quartal 2023 verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage sowie der konjunkturelle Ausblick im oberfränkischen Handwerk – der Geschäftsklimaindex sinkt erneut auf nun 90 Punkte, es droht ein negativer Trend. Daher fordert der Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken, Matthias Graßmann: „Wir brauchen jetzt eine konjunkturelle Stütze für die heimische Wirtschaft! Wir sehen allerorts die über Jahrzehnte kaputtgesparte Infrastruktur – gleichzeitig erlebt die Wirtschaft einen Nachfragerückgang. Hier müssen Bund, Länder und Kommunen einspringen, investieren und die Wirtschaft wieder ankurbeln. Wir dürfen nicht akzeptieren, dass wir als einziges Industrieland mit einer Rezession konfrontiert sind“.

Grafik Geschäftsklimaindex III. Quartal 2023 (Basis 2018)
HWK für Oberfranken

Die Konjunkturumfrage der HWK zeigt: Mit 38,5 Prozent meldet fast nur noch jeder dritte Handwerksbetrieb in Oberfranken eine gute Geschäftslage. Zuletzt gab es zum Beginn der Corona-Krise im ersten Quartal 2020 weniger Betriebe, die eine gute Geschäftslage feststellten. Gleichzeitig stieg im abgelaufenen Quartal der Anteil der Handwerkerinnen und Handwerker, die pessimistisch in die Zukunft blicken – fast jeder vierte Betrieb befürchtet eine Verschlechterung der Geschäftslage. Gründe hierfür sind Nachfragerückgänge und steigende Einkaufspreise, jeder zweite Betrieb war im abgelaufenen Quartal mit Kostensteigerungen konfrontiert. Mehr noch: Mehr als die Hälfte der Betriebe geht von weiter steigenden Einkaufspreisen aus. Gleichzeitig sinken die Umsätze, wie fast jeder dritte Betrieb berichtet. „Diese Summe an Herausforderungen setzt unsere Betriebe immer weiter unter Druck“, so HWK-Hauptgeschäftsführer Reinhard Bauer. „Kostensteigerungen führen zu Konsumverschiebung- und Konsumverzicht, das spüren wir ganz klar. Gleichzeitig führen Inflation und Zinsen auch zum Aufschub bei Investitionen“.

Besonders deutlich zeigt sich dieses Bild am Bau: Entgegen der saisonal zu erwartenden Entwicklung ging die Auslastung bei sinkenden Umsätzen zurück. Die Perspektive ist wenig optimistisch, derzeit erwarten nur zwei Prozent der Betriebe am Bau steigende Auftragseingänge. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Ausbauhandwerken. Auch hier gibt es Rückgange bei Auslastung und Auftragsbeständen. „In diesen Zahlen bildet sich erstmals ab, wovor wir als Handwerk und Wirtschaft seit Monaten warnen“, sagt Bauer. „Der Baubereich ist eine tragende Säule der wirtschaftlichen Entwicklung. Entsprechend befürchten wir, dass sich der wirtschaftliche Rückgang zum Ende des Jahres weiter verschärfen wird. Ein milder Herbst und Winterbeginn kann den Konjunkturrückgang am Bau zwar noch etwas abfedern. Die grundlegenden Probleme aber bleiben.“

Der Konjunkturbericht zeigt aber auch positive Entwicklungen. „Gut ist, dass die von den jüngsten Krisen gezeichneten Gewerke sich weiter erholen“, freut sich HWK-Präsident Graßmann. So stieg die Geschäftslage der energieintensiven Nahrungsmittelbetriebe im Vergleich zum Vorjahr deutlich an. Hier belastete im Vorjahr die Gas-Krise die wirtschaftliche Lage sowie den Ausblick deutlich. Auch die von der Corona-Krise stark betroffenen Friseur- und Kosmetikhandwerke setzen ihren Erholungstrend nachhaltig fort. Das Kfz-Handwerk erlebt seit dem Tiefpunkt der Corona-Krise eine anhaltende Stärkung, wenngleich die aktuelle Auftragslage für die Jahreszeit etwas niedrig ist.

„Die positiven Entwicklungen nach staatlichen Hilfen bei der Gas- und der Coronakrise zeigen uns, dass kluge und zielgerichtete staatliche Intervention der Wirtschaft durch Krisen helfen kann“, bewertet Matthias Graßmann die Lage. „Genau das brauchen wir jetzt! Zielgerichtet und smarte Unterstützung, so dass staatliche Intervention private Investitionen mobilisiert und somit ihre Wirkung hebeln. Dabei darf es nicht zu Gießkannensubventionen kommen, die am Ende die Wettbewerbsfähigkeit unserer Betriebe gegenüber der Industrie verzerren, wie der angedachte Industriestrompreis“, so der HWK-Präsident Matthias Graßmann weiter.

Reinhard Bauer empfiehlt dabei den Blick über den Atlantik: „Ein Blick in die USA zeigt es uns, wie Steueranreize zu Investitionen und Arbeitsplätzen führen. Auch beim Thema Energie können wir lernen: ein Ausweisen von Flächen für erneuerbare Energien ermöglicht nachhaltige Stromproduktion und senkt so den Strompreis massiv - Strom wird zum Wettbewerbsvorteil.“

Matthias Graßmann stimmt zu: „Das ist auch günstiger als milliardenteure Stromsubvention und senkt dabei in unseren krisenbehafteten Zeiten die politische Abhängigkeit von fossilen Rohstoffimporten. Politikerinnen und Politiker müssen jetzt mutige Entscheidungen treffen!“

Einschätzungen aus einzelnen Handwerkszweigen

  • Im Bauhandwerk ging die Bewertung der aktuellen Geschäftslage gegenüber dem Vorquartal deutlich zurück. So bewerten 86 Prozent der Betriebe derzeit die Lage als gut oder befriedigend (II./23: 94 Prozent). Hier fällt auf, dass deutlich mehr Betriebe ihre Geschäftslage nicht mehr als gut, sondern nur noch als befriedigend bewerten. In der Summe liegen beide Werte unter dem Wert des Vorjahresquartals (III./22: 92 Prozent). Wie im Vorquartal erwartet kein einziges der befragten Bauunternehmen eine Verbesserung der Geschäftslage, nur 2 Prozent erwarten steigende Auftragseingänge (II./23: 6,5 Prozent und III/23: 9,5 Prozent). Saisonuntypisch sank die Auslastung gegenüber dem Vorquartal auf 82 Prozent (II./23.: 85 Prozent).
  • Im Ausbauhandwerk geht die Bewertung der aktuellen Geschäftslage auf hohem Niveau zurück. Auch hier sank saisonuntypisch die Auslastung auf nun 83 Prozent (II./23: 85 Prozent).
  • Die Zulieferer und Betriebe des gewerblichen Bedarfs zeichnen im dritten Quartal ein deutlich besseres Bild als im Vorquartal und im Vorjahresquartal – 79 Prozent bewerten die aktuelle Geschäftslage hier als derzeit mindestens befriedigend (II./23: 73,5 Prozent und III./22: 63 Prozent).
  • Ein ähnlich positives Bild zeigt sich im Kfz-Handwerk, hier melden 82 Prozent der Betriebe befriedigende oder gute Geschäfte. Der Wert liegt somit leicht über dem des Vorjahresquartals (III. 22: 80,5 Prozent). Die Auslastung sank zwar im Vergleich zum Vorquartal auf nun 76 Prozent (II./23: 81 Prozent), die Auslastung war jedoch die zweithöchste seit Ende 2019 - der grundlegende, positive Trend setzte sich hier somit fort.
  • In den Nahrungsmittelhandwerken melden 78,5 Prozent der befragten Betriebe befriedigende oder gute Geschäfte. Der Wert liegt somit zwar deutlich über dem des Vorjahresquartals (III./22: 50 Prozent), jedoch erreicht das die Geschäftslage bei weitem nicht den Wert des Vorquartals (II.2/23: 93 Prozent).
  • Die wirtschaftliche Lage der Gesundheitshandwerke sinkt sich im Vergleich zum Vorjahresquartal deutlich. Derzeit bewerten 78,5 Prozent der Betriebe ihre Geschäftslage als mindestens befriedigend (III./22: 89 Prozent).
  • Das Friseur- und Kosmetikhandwerk bewegt sich auf wieder sehr gutem Niveau, 81 Prozent der Betriebe melden mindestens befriedigende Geschäftszahlen (II. 22: 64,5 Prozent). Mit 67 Prozent Auslastung konnte das Friseur- und Kosmetikhandwerk die höchste Auslastung seit Beginn der Corona-Krise vermelden.

Grafik Geschäftslage Handwerkszweige III. Quartal 2023
HWK für Oberfranken

Oberfranken, 16. Oktober 2023

 

Ansprechpartnerin

Michaela Heimpel

Leiterin Kommunikation - Medien

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Fax 0921 910-45166

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Weitere Informationen

Die HWK für Oberfranken veröffentlicht regelmäßig aktuelle Wirtschaftsdaten aus dem oberfränkischen Handwerk. Hier finden Sie  die Konjunkturberichte vergangener Quartale.