Ievgeniia Razumkova Dufour
Sammelten interessante Eindrücke in Brüssel: die oberfränkische Handwerksdelegation.

Handwerk in BrüsselDelegation aus Oberfranken bringt Forderungen direkt zur EU

Brüssel/Oberfranken. Eine Delegation der Handwerkskammer für Oberfranken ist Mitte März in Brüssel in die Abläufe der EU eingetaucht. Beim von der Vertretung des ZDH (Zentralverband des Deutschen Handwerks) bei der EU organisierten Austausch diskutierte die oberfränkische Abordnung mit EU-Parlamentariern, mit Mitgliedern der Europäischen Kommission und Kabinettsexperten.

Warum Brüssel für das Handwerk wichtig ist

Matthias Graßmann betont die Notwendigkeit solcher Besuche: "Es ist leicht, die EU aus der Ferne als bürokratisches Monster zu sehen. Doch wenn man vor Ort ist, versteht man, wie komplex die Entscheidungsfindung für 27 Mitgliedsstaaten wirklich ist." Die Delegation konnte ihre Kritik und Forderungen direkt an die politischen Entscheidungsträger adressieren.

Das Handwerk als unverzichtbarer Partner

Laut Graßmann wird das Handwerk in Brüssel durchaus geschätzt. "Es gibt jedoch Unterschiede in der Berufsausbildung zwischen den Ländern, was die Vertretung des deutschen Handwerks auf EU-Ebene erschwert."

Wichtige Themen: Clean Industrial Act und Fachkräftemangel

Bernd Zeilmann machte klar, dass der Clean Industrial Act das Handwerk direkt betrifft: "Bis 2030 soll der Anteil von Strom am Primärenergieverbrauch auf 32 % steigen. Das erfordert Innovation und Fachkräfte." Die Delegation forderte daher investitionsfördernde Maßnahmen und eine stärkere Berücksichtigung des Handwerks in der politischen Agenda.

"Think Small First" - Die Stimme der KMU

Ein zentrales Anliegen war das "Think Small First"-Prinzip, das kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) in den Fokus der Politik rücken soll. Hoffnung gibt das sogenannte EU-Omnibus-Paket, das einen echten Fortschritt in Sachen Bürokratieabbau bedeuten könnte. Rainer Beck fordert: "Es braucht eine schnelle Einigung im Parlament, sonst entsteht nur weiterer Frust in den Betrieben."

Fazit: Engagement zeigt Wirkung

Die Reise nach Brüssel hat verdeutlicht, dass das Handwerk eine starke Stimme in Europa braucht. Durch direkte Gespräche mit Entscheidern konnte die Delegation wichtige Weichen stellen und Impulse für eine handwerksfreundlichere Politik setzen. Oberfranken bleibt dran!



HWK für Oberfranken
HWK-Präsident Matthias Graßmann

Kommentar: Falsches Signal zur falschen Zeit

In der Schaltzentrale der EU zu sein, einen kleinen Einblick in die Apparatur zu bekommen – das sind beeindruckende Erfahrungen. Sie machen deutlich, wie groß, kompliziert, gleichzeitig kleinteilig und damit auch schwerfällig die Institution EU ist.

Gleichzeitig darf der Eindruck der Größe des europäischen Konstruktes nicht zu einer Entschuldigung dafür führen, dass die Mühlen sich zu langsam und manchmal auch in die falsche Richtung bewegen. Es muss allen voran der Kommission mit der deutschen Präsidentin Ursula von der Leyen und den Parlamentariern aus der Region klar sein, dass die Wirtschaft klare, praxisnahe und schnelle Entscheidungen erwartet.

Die Versprechungen waren groß. So haben wir vor Ort noch diskutiert, wann die seit 2019 versprochene Position des KMU-Beauftragten besetzt wird – um wenige Tage später zu lesen, dass die EU-Kommission darauf verzichten will.

Diese Entscheidung ist das falsche Signal zur schlechtesten Zeit. Sie negiert die Belange von 24 Millionen Handwerksbetrieben und Mittelständlern in Europa. Sie negiert den Frust, den solche Entscheidungen erzeugen. Sie negiert, dass die EU so vor Ort immer weniger akzeptiert wird. Sie zerstört unser Vertrauen. Und damit auf Sicht sich selbst.

Brüssel/Oberfranken, März 2025



 

Ansprechpartnerin

für die Medien

Michaela Heimpel

Leiterin Kommunikation - Medien

Tel. 0921 910-166

Fax 0921 910-45166

michaela.heimpel--at--hwk-oberfranken.de