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Stefan Dörfler

Bericht des Präsidenten vor der Vollversammlung am 26. Juni 2017 / Gesellschaft im Umbruch - das Handwerk schafft Stabilität und VertrauenHandwerk als Stabilitätsfaktor - Vollversammlung am 26.6.17

Bayreuth. Die Konjunktur im oberfränkischen Handwerk brummt auch im ersten Quartal 2017 ungebremst weiter. Dennoch zeigte sich der Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken, Thomas Zimmer, in seinem Bericht vor der Vollversammlung  besorgt wegen der großen gesellschaftlichen und politischen Veränderungen, vor denen vor allem Deutschland und Europa derzeit stünden. „In solchen Zeiten des Umbruchs steht das Handwerk, das Wandel immer als Chance begriffen hat, in der Pflicht, Vertrauen zu schaffen  und stabilisierend zu wirken.“

Ein Beitrag, den das Handwerk gerne zu leisten bereit sei. Aber, so Zimmer, dafür müssten auch die Voraussetzung gegeben sein, etwa durch Impulse und Rahmenbedingungen seitens der Politik, die weiterhin mit Augenmaß und mit Blick auf das Handwerk betrieben werden müsse. Auch auf europäischer Ebene.

„Der Meisterbrief ist gelebter Verbraucherschutz und Garant für eine hohe Ausbildungsleistung.“ Thomas Zimmer

Einen wichtigen Etappenerfolg hat das Handwerk beim Dienstleistungspaket der EU bereits erreicht. Nach der aktuellen Einigung kann jeder Mitgliedstaat selbst entscheiden, welche Qualitätsstandards er bei der Berufsregelung festlegen will. Zimmer: „ Wer sich im zulassungspflichtigen Handwerk selbstständig machen will, muss ausreichend qualifiziert sein. Der Meisterbrief ist gelebter Verbraucherschutz und Garant für eine hohe Ausbildungsleistung.“

Digitales Innovations- und Anwenderzentrum

Weitgreifende Veränderungen bringt auch die Digitalisierung mit sich. Man könne von dieser Entwicklung halten, was man wolle, so Zimmer, aufhalten lasse sie sich nicht. „Das Credo muss also lauten: Wir dürfen die Digitalisierung nicht nur als Herausforderung betrachten, sondern müssen sie als Chance begreifen.“ Die Handwerkskammer für Oberfranken nimmt mit ihren Bildungszentren Inhaber, Arbeitnehmer und Auszubildende mit auf den Weg zur Digitalisierung.

Auch das Kompetenzzentrum Digitales Handwerk (KDH) Süd, angesiedelt bei der Handwerkskammer für Oberfranken, kann eine hervorragende Bilanz bei der Weiterbildung ziehen. Nach gut 15 Monaten Laufzeit haben schon 2.500 Teilnehmer die Veranstaltungen des KDH besucht. Im Rahmen des Paktes für berufliche Bildung soll das KDH nun zu einem „Digitalen Innovations- und Anwenderzentrum“ ausgebaut und weiterentwickelt werden. Grünes Licht dafür kam bereits bei einer Sitzung des bayerischen Kabinetts am 20. Juni in Kulmbach.

Dauerthema: Nachwuchs und Fachkräftesicherung

Zwar ist die Zahl der neuabgeschlossenen Ausbildungsverträge erstmals seit zehn Jahren um fünf Prozent gestiegen, trotzdem wird es für die Betriebe in Oberfranken zunehmend schwerer, qualifizierte junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk zu gewinnen. Bereits jetzt fehlen in ganz Oberfranken rund 16000 Fachkräfte, darunter 5000 im Handwerk. Zimmer wandte sich in diesem Zusammenhang gegen die weitere, bedingungslose Akademisierung der Bildung. „Bildungserfolg misst sich nicht alleine an der Quote des vermeintlich höchsten Abschlusses.“ Gerade die hohe Qualität der dualen Ausbildung mache die Wirtschaft stark und krisenfest. „Es braucht also ein Mehr an beruflicher Bildung.“

„Die Handwerkskammer ist für uns ein maßgeblicher Partner bei den Bemühungen, die Region voranzubringen.“
Heidrun Piwernetz, Regierungspräsidentin

Lob und Anerkennung für die Anstrengungen und die Erfolge der Handwerkskammer kam von der Regierungspräsidentin Oberfrankens, Heidrun Piwernetz, die Gast bei der Vollversammlung war. „Die Handwerkskammer ist für uns ein maßgeblicher Partner bei den Bemühungen, die Region Oberfranken nach vorne zu bringen.“ Piwernetz betonte auch ausdrücklich, dass die HWK aus ihrer Sicht einen großen Anteil an den positiven Entscheidungen des Kabinetts für Oberfranken habe. Der Ministerrat hatte bei seiner Sitzung in Kulmbach neben der Zusage, die HWK für Oberfranken beim Ausbau des KDH zu unterstützen, unter anderem auch grünes Licht für einen dualen Bachelorstudiengang zu Denkmal- und Restaurierungstechniken gegeben. Und damit einen langjährigen Wunsch der Kammer aufgenommen.

Bayreuth, 26. Juni 2017