KonjunkturHandwerk: Betriebe richten den Blick nach Berlin

Bayreuth/Oberfranken. Ist das schon eine Trendumkehr? Der Geschäftsklima-Index des Handwerks in Oberfranken steigt im I. Quartal 2025 um vier Punkte auf 89, bleibt damit aber unter den Werten der Vorjahre. Zudem zeigt der genauere Blick in die Daten, dass die Handwerkerinnen und Handwerker vor allem einen positiven Ausblick wagen. „Unsere Betriebe erwarten einen Befreiungsschlag von der Politik. Sie gehen fest davon aus, dass in der Wirtschaftspolitik die Wende eingeleitet und forciert wird“, verdeutlicht der Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken. Matthias Graßmann. Sollten diese Wende und die notwendigen Reformen ausbleiben, fürchtet der Präsident, dass der verhaltene Aufschwung beim Geschäftsklima-Index sich im Laufe des Jahres ins Gegenteil verkehren könnte.

Anlass für diese Sorge ist die Bewertung der aktuellen Lage. Diese wird von den 269 an der Konjunkturbefragung teilnehmenden Betrieben mit einem Index von 83 deutlicher schlechter eingeschätzt als in den Vorjahren. Die Analyse dazu liefert Reinhard Bauer. Der Hauptgeschäftsführer der HWK: „Die Umsätze sind im I. Quartal 2025 deutlich zurückgegangen – genau 40 Prozent der befragten Handwerksunternehmen bestätigen schlechtere Erlöse, lediglich zwölf Prozent haben eine Steigerung erreicht“, erklärt er. Sehr positiv sei dabei aber, dass mit 80 Prozent die große Mehrheit der selbstständigen Handwerkerinnen und Handwerker trotz dieser Einbußen ihre Belegschaft hält oder sogar aufbaut. „In Monaten, in denen permanent große Unternehmen und Konzerne einen radikalen Stellenabbau ankündigen, ist das die positive Nachricht an alle Fachkräfte: Das Handwerk gibt seinen Mitarbeitenden große Sicherheit, Stabilität und sogar gute Perspektiven.“

Denn aus der Konjunkturumfrage lässt sich auch Zuversicht herauslesen. „Der Auftragseingang hat zum Beispiel wieder angezogen und liegt nicht nur über dem Wert für das I. Quartal des Vorjahres, sondern auch höher als das gesamte Jahr 2024“, so Bauer. Entsprechend fällt der Blick auf die kommenden Monate mit einem Index für die Erwartungen bei 96 positiv aus. „Unsere Betriebe gehen davon aus, dass sie wieder zulegen werden. Unter der Voraussetzung natürlich, dass die politischen Rahmenbedingungen passen.“

Handwerks- und KMU-orientierte Ausrichtung erwartet

Zu den guten Bedingungen gehört die strikte Ausrichtung der Wirtschaftspolitik auf die handwerklichen Unternehmen und die KMU. „Wir haben dazu mit den Parteien und ihren Abgeordneten in Bund und Land unzählige Gespräche geführt – und immer Zustimmung erhalten. Daher gehen wir und unsere Betriebe davon aus“, betont HWK-Präsident Graßmann, „dass die entsprechende Wende in der Wirtschaftspolitik im Koalitionsvertrag umgesetzt wird. Und die dringend notwendigen Reformen dazu sofort angegangen werden.“

Einschätzungen aus den einzelnen Handwerkszweigen:

  • Die Lage im Bauhandwerk hat sich weiter verschlechtert, der politische Stillstand spiegelt sich in der Gruppe, die als konjunkturelles Zugpferd gilt, deutlich wider. Nur noch 23 % der Betriebe melden eine gute Geschäftslage, im Vergleich zum Vorjahresquartal ein Rückgang von 17,5 %.
  • Auch das Ausbauhandwerk weist schlechtere zahlen aus. Inzwischen meldet ein Fünftel der Handwerksunternehmen schlechte Geschäfte.
  • Mit einem Anteil von 31 % weisen die Zulieferer und Betriebe des gewerblichen Bedarfs den höchsten Anteil an Betrieben aus, die eine schlechte Geschäftslage konstatieren (-6 % im Vergleich zu I/24). Nur noch 69 % der Betriebe berichten von guten oder befriedigenden Geschäften.
  • Das Kfz-Handwerk leidet deutlich unter der wirtschaftlich schlechten Stimmung und der politischen Unsicherheit. Mit einem Zuwachs von 14,5 % ist der Anteil an Betrieben mit schlechter Geschäftslage im Vergleich zum Vorjahresquartal erheblich größer geworden.
  • Auch die Nahrungsmittelhandwerke kämpfen weiter mit schwierigen Vorzeichen. Im Vergleich zu I/24 nahm der Anteil der Betriebe mit guter (7 %) oder zufriedenstellender Geschäftslage (66 %) weiter um je zwei Punkte auf insgesamt 73 % ab.
  • Die Lage der Gesundheitshandwerke bleibt schwierig. 21 % der Betriebe (+ 8 %) bewerten ihre Lage als schlecht. Dennoch konstatieren noch 50 % gute Geschäfte für sich (I/24: 60 %).
  • Einzig das Friseur- und Kosmetikhandwerk proklamiert im Vergleich zu I/24 eine leicht verbesserte Geschäftslage für sich.  Der Anteil an Betrieben mit guten Geschäften ist um 5 Prozentpunkte auf 19 % gestiegen.

Bayreuth/Oberfranken, 9. April 2025



 

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Weiterführende Informationen

Die HWK für Oberfranken veröffentlicht regelmäßig aktuelle Wirtschaftsdaten aus dem oberfränkischen Handwerk. Die Konjunkturberichte vergangener Quartale finden Sie hier.