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HWK für Oberfranken

Konjunkturbericht IV/2023Konjunktureller Abschwung verfestigt sich

Bayreuth/Oberfranken. Im VI. Quartal 2023 hat sich die Handwerkskonjunktur in Oberfranken weiter eingetrübt. Der Geschäftsklimaindex sinkt erneut deutlich auf nun 85 Punkte – dies ist der niedrigste Wert seit den Tiefstständen während der Coronakrise zu Jahresbeginn und Jahresende 2020. „Die Lage ist ernst und verschlechtert sich sukzessive weiter“, so Matthias Graßmann, Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken (HWK). „Insbesondere am Bau und in den Ausbauhandwerken befürchten wir, wenn die Politik nicht endlich die Weichen anders stellt, absehbar eine konjunkturelle Vollbremsung.“

Die bundesweit angestrebten Neubauzahlen im Wohnungsbau sind laut Graßmann völlig außer Reichweite, ebenso wie die politischen Ziele bei der energetischen Sanierung. Entsprechend fordert der HWK-Präsident: „Wir brauchen dringend nachhaltige wirtschaftspolitische Impulse. Gleichzeitig muss es gelingen, verlässliche und wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen zu schaffen, damit unsere Handwerkerinnen und Handwerkern wieder langfristig planen können.“ Die Handwerkskammer ärgert vor allem, dass die Probleme weder neu sind noch unabwendbar. „Im Gegenteil“, kritisiert der Präsident. „Viele der wirtschaftlichen Hemmnisse sind hausgemacht.“ Dies zeige schon der internationale Vergleich: Die Bundesrepublik sei als einziges Land der G7 in einer Rezession.

Damit haben sich die Hoffnungen des oberfränkischen Handwerks, die sich im I. Quartal des vergangenen Jahres noch in einem Geschäftsklimaindex von 95 Punkten spiegelten, im Verlauf von 2023 gänzlich zerschlagen. „Wir hatten erwartet, dass die Bundesregierung und die gesamte Politik nach dem schwierigen Jahr 2022 neu durchstarten. Leider“, bedauert Graßmann, „ist das Gegenteil der Fall. Wir verspüren noch mehr Auseinandersetzungen, Animositäten und sogar Blockaden. Wir erwarten von der Politik aber konkrete Schritte und gemeinsames Handeln – zum Wohle der Wirtschaft und damit der Menschen.“

Die dringlichste politische Aufgabe ist aus Sicht des Handwerks dabei ein deutlicher Bürokratieabbau. „Die Bürokratie lähmt das ganze Land“, bestätigt der Hauptgeschäftsführer der HWK, Reinhard Bauer. Ein Abbau entfessele die Wirtschaft und habe zwei weitere wichtige Vorteile. „Diesen hat die Politik selbst in der Hand. Und er kostet nichts.“ Leider aber hätten alle Initiativen und Gespräche, die dazu geführt wurden, bislang kaum spürbare Ergebnisse und Effekte gebracht. „Wir stoßen zwar auf allen Ebenen auf offene Ohren und Verständnis, empfinden viele Reaktionen aber schon fast als hilflos“, sagt Bauer „Auch das jetzt im Kabinett beschlossene Bürokratieentlastungsgesetz IV ist kein Durchbruch und kein echter Fortschritt.“ Wie sehr die Bürokratie das Handwerk inzwischen belastet, zeigten zwei Zahlen: Mehr als ein Drittel aller neuen Handwerksmeisterinnen und -meister wollen sich wegen der großen Bürokratie-Belastung nicht selbstständig machen. Und 74 Prozent der Handwerksbetriebe gaben bei einer ZDH-Umfrage an, dass der Bürokratieaufwand in den vergangenen fünf Jahren in Teilen erheblich angestiegen ist.

Einschätzungen aus einzelnen Handwerkszweigen

  • Im Bauhandwerk fiel die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage gegenüber dem Vorquartal erneut deutlich schlechter aus. So bewerten 79 Prozent der Betriebe derzeit die Lage als gut oder befriedigend (II./23: 94 Prozent; III/23: 86 Prozent).
  • Auch im Ausbauhandwerk sinkt die Bewertung der aktuellen Geschäftslage erneut, jedoch etwas weniger deutlich. Hier bewerten noch 85 Prozent der Betriebe die aktuelle Lage als gut oder befriedigend.
  • Die Zulieferer und Betriebe des gewerblichen Bedarfs zeichnen im dritten Quartal zwar kein so positives Bild wie im Vorquartal, jedoch auf Jahressicht ein leicht besseres Bild als im Vorjahresquartal – 72,5 Prozent bewerten die aktuelle Geschäftslage hier als derzeit mindestens befriedigend (III./23: 79 Prozent und III./22: 71 Prozent).
  • Im Kfz-Handwerk geht die wirtschaftliche Stimmung zum Jahresende etwas zurück, hier melden 82,5 Prozent der Betriebe befriedigende oder gute Geschäfte. Der Wert liegt dabei unter dem des Vorjahresquartals (VI. 22: 85 Prozent).
  • In den Nahrungsmittelhandwerken melden 78 Prozent der befragten Betriebe befriedigende oder gute Geschäfte. Der Wert liegt somit über dem des Vorjahresquartals (VI./22: 73 Prozent), und bewegt sich auf dem Niveau des Vorquartals (III./23: 78,5 Prozent).
  • Die wirtschaftliche Lage der Gesundheitshandwerke steigt im Vergleich zum Vorjahr.
  • Das Friseur- und Kosmetikhandwerk bewegt sich weiter auf sehr gutem Niveau, 81 Prozent der Betriebe melden mindestens befriedigende Geschäftszahlen (III. 23: 81 Prozent).


Konjunkturindikatoren IV/2023.
HWK für Oberfranken
Konjunkturindikatoren IV/2023.

Geschäftslage Handwerkszweige IV/2023.
HWK für Oberfranken
Geschäftslage Handwerkszweige IV/2023.

Bayreuth/Oberfranken, 4. April 2024



 

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