Alexander und Friedrich Gölkel (von links) sind sich einig darüber, wie ihre Dachdeckerei geführt wird. Für 2021 ist die Betriebsübernahme vom Vater zum Sohn angedacht.
HWK für Oberfranken
Alexander und Friedrich Gölkel (von links) sind sich einig darüber, wie ihre Dachdeckerei geführt wird. Für 2021 ist die Betriebsübernahme vom Vater zum Sohn angedacht.

Durch eine Beratung der Handwerkskammer steht der Dachdeckerbetrieb Gölkel aus Selbitz nun kurz vor der Weiterführung in der neunten FamiliengenerationMediation bringt Vater und Sohn zusammen

Heute sitzen Sie Seite an Seite einträchtig am Tisch, stimmen sich über die einzelnen Kundenaufträge und deren Abwicklung ab, die Kommunikation untereinander funktioniert reibungslos, der Dachdeckerbetrieb läuft gut. Doch das war nicht immer so. Vater Friedrich und Sohn Alexander hatten lange Zeit unterschiedliche Auffassungen, was die Betriebsführung betraf. Alexander stand deshalb gar kurz davor, den elterlichen Betrieb zu verlassen. Erst eine Mediation von Betriebsberater Wolfgang Lautner von der Handwerkskammer brachte die beiden wieder zusammen. Für 2021 ist die Betriebsübernahme innerhalb der Familie angedacht.

„Vor der Mediation waren wir kurz vor der Trennung“, schildert Alexander Gölkel, der schon seine Ausbildung im elterlichen Betrieb absolviert hatte sich danach zum Dachdeckermeister weiterqualifizierte. „Ich hatte einfach nicht genügend Einblick in die internen Vorgänge, vor allem was die Auftragsabwicklung, die Kalkulation von Aufträgen und die Vereinbarungen mit dem Kunden betraf“, schildert der 34-jährige. „Mein Vater hat geplant, ich sollte ausführen“.

Selbstreflexion in Mediationsgespräche brachte den Erfolg

Auf dieser Basis kamen Vater und Sohn nicht mehr weiter und wandten sich mit ihrem Kommunikationsproblem an die Handwerkskammer für Oberfranken. Wolfgang Lautner, Berater für Innovation und Technologie an der HWK und gleichzeig zertifizierter Mediator, nahm sich dem Thema an und führte mit Friedrich und Alexander Gölkel mehrere Mediationsgespräche.

Dabei war die Selbstreflexion von Vater und Sohn der springende Punkt. „Andere Generationen denken einfach auch anders“, sagt der 61-jährige Dachdeckermeister Friedrich Gölkel heute. „Ich musste lernen, Verantwortung und Kompetenzen abzugeben und somit meinem Sohn das nötige Vertrauen zu schenken“.

Den Weg aus der Familien-Krise schafften die beiden mit einer schriftlich fixierten Vereinbarung, die sie mit Hilfe des Mediators selbst erarbeitet hatten. „Nun sind unsere Rollen im Betrieb geklärt, es läuft wieder rund“, ist Friedrich Gölkel erleichtert. Vater und Sohn arbeiten nun eigenverantwortlich ihre Kundenaufträge ab. Von der Annahme und der Abstimmung mit den Kunden bis zur Fertigstellung liegt alles in einer Hand. Und sollte einmal eine besondere Herausforderung anstehen, helfen sich die beiden mit ihren Fähigkeiten gegenseitig aus.

„Früher war ich Chef Mädchen für alles und dachte, mich um alles kümmern zu müssen. Heute bin ich froh“, sagt Friedrich Gölkel, „dass wir die Verantwortung für Betrieb, Mitarbeiter und Kunden auf mehrere Schultern verteilt haben. Dadurch haben Alexander und ich mehr Freiheiten gewonnen“.

Weichenstellung für die Betriebsübernahme

Während der Mediationsgespräche reifte bei beiden die wichtige Erkenntnis, dass mit der schnellen Entwicklung der mordernsten Technik leider das Zwischenmenschliche nicht automatisch mitwächst. „Da muss man sich schon intensiv drum kümmern, genauso wie um die Digitalisierung“, fasst Alexander Gölkel zusammen. Deshalb haben Vater und Sohn ihre getroffenen Vereinbarungen nicht nur aufgeschrieben, sondern verhalten sich auch konsequent danach. Und so sind beide nun auf der Zielgeraden zur Betriebsübernahme. „Meine Wunschvorstellung ist, dass mein Sohn die Dachdeckerei im Jahr 2021 übernimmt“, sagt Friedrich Gölkel. „Aber ohne die Hilfestellung der Kammer, hätten wir das alleine nicht geschafft“.

Die Dachdeckerei Gölkel ist ein Sechs-Mann-Betrieb und in Selbitz beheimatet. Vom Holzbau, über Dachdeckung bis zu Klempnerarbeiten ist der Betrieb breit aufgestellt und übernimmt alle Aufträge, die das Gewerk betreffen. Während der Chef ein Faible für Schiefer und Kupfer hat, sieht der Junior-Chef auch großes Potenzial bei ökologischen Baustoffen.