Tablet mit Ansicht von Daten zur Geschäftslage in den einzelnen Handwerkszweigen der HWK

Konjunktur III. Quartal 2025Trendwende bei der Konjunktur bleibt aus

„Die Hoffnungen sind enttäuscht.“ So klar interpretiert der Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken, Matthias Graßmann, die Konjunkturergebnisse des dritten Quartals 2025. „Unsere Betriebe haben von der Bundesregierung klare Signale für eine Wirtschaftswende erwartet. Und auch, dass das Handwerk und seine Bedeutung endlich klarer in den Fokus gerückt werden. Beides ist ausgeblieben – und spiegelt sich jetzt in den Zahlen sehr deutlich wider.“

Der Geschäftsklimaindex des oberfränkischen Handwerks ist im dritten Quartal 2025 um vier Punkte auf 86 gefallen, nachdem er im Frühjahr noch von 89 im I. Quartal auf 90 im II. Quartal geklettert war. Auch die Kennzahlen zu Umsatz, Beschäftigung, Auftragseingang, Auslastung und Auftragsbestände sind nach Angaben der Betriebe leicht rückläufig. „Dieser anhaltende Abwärtstrend muss – auch wenn er schwach ist – als klares Signal gewertet werden“, ordnet Graßmann ein. „Hier stimmt für die Betriebe etwas grundsätzlich nicht.“

Grafik mit der Entwicklung des Geschäftsklimaindexes seit 2018
HWK für Oberfranken

Sorgen macht der HWK vor allem, dass in der Befragung keine Zuversicht auf eine Trendwende zu erkennen ist. Im Gegenteil: Fast ein Drittel der 348 Betriebe, die an der erstmals komplett digital durchgeführten Umfrage teilgenommen haben, erwartet für die kommenden Wochen und Monate weiter sinkende Umsätze. Sie sehen zudem bereits, dass bei den Kunden die Zurückhaltung immer größer wird, neue Aufträge zu erteilen.

„Die Konjunkturdaten sind eindeutig. Gleichwohl bleiben wir mit deutlichem Abstand die stabilste wirtschaftliche Kraft im Freistaat und auch im Bundesgebiet“, betont der Hauptgeschäftsführer der HWK, Reinhard Bauer. „Bei uns gibt es keine Entlassungswellen und Schließungen, unsere Betriebe halten ihre Beschäftigten und leisten damit kontinuierlich ihren Beitrag zur Stabilisierung der Wirtschaftslage.“ Allerdings zeige sich nun immer deutlicher, dass die Belastungen sowohl für die Handwerkerinnern und Handwerker als auch für die Kundinnen und Kunden schlicht zu groß seien und beide Seiten die Gefahr sehen, dass diese noch weiter anwachsen. „Im Umkehrschluss bedeutet dies: Die Politik muss schnelle und klare Entscheidungen fällen, die die gesamte Wirtschaft entlasten – nicht nur Teilbereiche. Sie muss zudem an die strukturellen Reformen heran, die die Betriebe und die Bürger entlasten.“

Grafik zur Entwicklung der Kapazitätsauslastung
HWK für Oberfranken

Entwicklung des durchschnittlichen Auftragsbestandes in Wochen
HWK für Oberfranken

Sehr verärgert sei das oberfränkische Handwerk zudem darüber, dass die enormen Schulden, die die Regierung als Spielraum für Investitionen in die Infrastruktur in Kauf genommen hat, offensichtlich nicht für Investitionen in handwerkliche Infrastruktur gedacht sind. „Wir stehen bei dem Neubau unseres Bildungszentrums in Bamberg in den Startlöchern. Wir können sofort starten, wenn es grünes Licht für die Förderung gibt. Bei uns können Bagger rollen – wenn Berlin es will!“

Einschätzungen aus den einzelnen Handwerkszweigen

  • Die Geschäftslage im Bauhandwerk kühlt weiter ab. Die Betriebe geben eine um 4,5 % „schlechtere“ Einschätzung der Geschäftslage ab. Von einer Trendwende im Bau durch politische Impulse kann keine Rede sein.
  • Eine vergleichbare Tendenz, jedoch mit stärkerer Ausprägung, ist im Ausbauhandwerk sichtbar. Die positive Geschäftslage reduziert sich um -9 % zum Vorquartal und um -4 % zum Vorjahresquartal.
  • Nach einer deutlichen Stimmungsaufhellung von Quartal I. auf II. (+7 % positive Geschäftslage) im Bereich Zulieferer und Betriebe des gewerblichen Bedarfs ist nun im III. Quartal Ernüchterung eingetreten. Mit 29 % „schlechter“ Geschäftslage liegt der Wert sogar wieder unter dem Vorjahresquartal und -5 % unter dem II. Quartal.
  • Hoffnung zeigt das Kfz-Handwerk. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Trend weiter positiv (+8 % bei „guter“ Geschäftslage). Betrachtet man die Entwicklung zum II. Quartal 2025 steigt die „gute“ Geschäftslage sogar um 29 %, im Vorjahr war die Quartalsentwicklung noch negativ.
  • Ebenso positiv ist die Entwicklung im Nahrungsmittelhandwerk. Im Vergleich zum Vorjahr bewerten 22 % weniger Betriebe ihre Geschäftslage als „schlecht“. Im Vergleich zum Vorquartal ist eine Tendenz zur Mitte erkennbar („gut“ und „schlecht“ reduzieren sich um 10,5 %).
  • Die Gesundheitshandwerke verzeichnen, wie im Vorquartal, keine „schlechten“ Bewertungen. Die Meldungen einer „guten“ Geschäftslage steigen noch weiter um 10 % auf 60 %.
  • Im Friseur- und Kosmetikhandwerk ist ebenfalls einen Trendwechsel zu beobachten. Waren im II. Quartal noch Verbesserungen zum Vorjahr erkennbar, gehen die Zahlen nun zurück und liegen -10 % unter dem Vorquartal und -9 % unter dem Vorjahresquartal.


Grafik zur Bewertung der Lage in den sieben Gewerbegruppen
HWK für Oberfranken

Bayreuth, 30. Oktober 2025



 

Ansprechpartnerin

Michaela Heimpel

Leiterin Kommunikation - Medien

Tel. 0921 910-166

Fax 0921 910-45166

michaela.heimpel--at--hwk-oberfranken.de





 

Weiterführende Informationen

Die HWK für Oberfranken veröffentlicht regelmäßig aktuelle Wirtschaftsdaten aus dem oberfränkischen Handwerk. Hier finden Sie die Konjunkturberichte vergangener Quartale.