Vollversammlung_II-23
HWK für Oberfranken/S. Dörfler

VollversammlungHandwerk sendet deutliche politische Signale

Bayreuth/Oberfranken. Der Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken, Matthias Graßmann, sendet aus der Vollversammlung der HWK deutliche politische Signale. „Wir fordern alle politisch Handelnden auf, egal welcher Partei und welcher Couleur: Beenden Sie den Stillstand! Beenden Sie gegenseitige Blockaden! Beenden Sie Streit und persönliche Missgunst. Beenden Sie das Spalten und Polarisieren. Beginnen Sie jetzt, miteinander zu arbeiten, miteinander Lösungen zu finden. Lösungen, die von einer großen Mehrheit getragen werden, die praktikabel sind, die schnell umsetzbar sind und vor allem schnell wirken. Das Land braucht dies. Jetzt!“

Zuvor hatte der Vizepräsident des Zentralverbands des deutschen Handwerks und Präsident des Bayerischen Handwerkstags, Franz Xaver Peteranderl, in seinem Grußwort die größten Herausforderungen der Wirtschaft und des Handwerks skizziert. Ein Dauerbrenner dabei: die überbordende Bürokratie. „Der Kampf gegen die Bürokratie gleicht dem Kampf gegen eine Hydra“, bei der für jeden abgeschlagenen Kopf zwei neue nachwachsen“, sagte Peteranderl. Trotzdem müssten das Handwerk und die Handwerksvertretung diesen Kampf führen und vor allem konkrete Vorschläge machen. Er verlangte ebenso wie Graßmann von der Politik, endlich in die Umsetzung zu kommen. „In den vergangenen Monaten wurden unter anderem bei der Kabinettsklausur in Meseberg und beim Baugipfel zwischen Bundesregierung und den Organisationen des Bauwesens viele erfolgversprechende Maßnahmen entwickelt. Sie müssen rasch verwirklicht werden, um ihre volle Wirkung zu entfalten. Wir haben kein Erkenntnisdefizit, sondern ein Umsetzungsdefizit.“

Die Handwerksrepräsentanten blieben aber nicht bei der Politik stehen. Beide Präsidenten appellierten auch an die Vollversammlung, sich aktiv einzubringen und mitzuhelfen, das Handwerk als die starke Branche zu positionieren, die sie ist. „Das Handwerk hat in Krisen immer seine Stärken ausgespielt“, betonte der Präsident der Handwerkskammer. Das Handwerk sei flexibler, persönlicher, innovativer, regionaler, unabhängiger als andere Branchen, habe engere Kontakte zu den Mitarbeitenden und Fachkräften. „Wir können ihnen ein Stück Stabilität und Sicherheit im Durcheinander geben“, sagte Graßmann. Und dies sollten alle auch tun und kommunizieren.

Bildungszentren werden zu Leuchttürmen

Im Tätigkeitsbericht der Handwerkskammer, den der Hauptgeschäftsführer der HWK Reinhard Bauer vortrug, spiegelte sich wider, wie die Kammer selbst aktiv wird und kommuniziert. Um Nachwuchs für die handwerkliche Ausbildung zu gewinnen, organisiere die HWK eigene Berufsmessen des Handwerks, Veranstaltungen für Schulen, besuche alle Ausbildungsmessen der Region. „Aber auch die Investition in unsere Bildungszentren (BZ) sind letztlich Teil der Fachkraftansprache“, erklärte der Hauptgeschäftsführer. Es sei wichtig, moderne und innovative Lernstätten anzubieten, die auch optisch und architektonisch Modernität und Präsenz ausstrahlten. „Die Bildungszentren müssen echte Leuchttürme sein – und werden sie auch.“ Das Bildungszentrum in Hof, das modernisiert und in Teilen neu gebaut wurde, ist bereits fertig, als nächste Maßnahme stehe jetzt der Neubau des Bildungszentrums in Bamberg an. „Wir haben beim Architektenwettbewerb einen großartigen Entwurf als Sieger küren können. Jetzt hoffen wir“, sagt Bauer, „dass wir diesen umsetzen können und dann 2026 mit dem Bau des neuen BZ beginnen können.“

Die Baumaßnahmen am BZ Bamberg und die Pläne für die Modernisierung der BZ in Bayreuth und Coburg – sie drücken vor allem der mittelfristigen Finanzplanung der HWK ihren Stempel auf. Zwischen 2024 und 2028 rechnet die Handwerkskammer mit einem Bau- und Modernisierungsvolumen mit 74,8 Millionen Euro. „Wir müssen von Jahr zu Jahr sehen, ob und wie wir die notwendigen Eigenmittel stemmen werden können“, erklärt der Hauptgeschäftsführer. Klar sei, dass weder die Kammer noch die Handwerkerinnen und Handwerker überfordert werden dürften.

Für das Haushaltsjahr 2024 rechnet die Kammer mit einem moderaten Überschuss. Der Verwaltungshausalt, der die Finanzierung der laufenden Kammerarbeit abbildet, umfasst für 2024 36,25 Millionen Euro – ein Plus von 1,17 Millionen Euro im Vergleich zu 2023. „Diese Steigerung ist vor allem auf die sehr gute Nachfrage nach unseren Meisterschulen und die Zunahmen im Ausbildungs- und Prüfungsbetrieb zurückzuführen.“ Zeitgleich – „und das ist erwähnenswert“, betont der Hauptgeschäftsführer – gebe es keine Einbrüche bei den Beiträgen, die rund 40 Prozent der Einnahmen im Verwaltungshaushalt umfassen, obwohl das der Berechnung zugrundeliegende Geschäftsjahr 2021 wirtschaftlich durch die Corona-Pandemie geprägt war. Entsprechend kann die Kammer die Bemessungsgrundlage für die Handwerkskammerbeiträge 2024 weiter stabil halten.

Bei den Ausgaben des Verwaltungshaushalts zeigt sich der Schwerpunkt der Kammerarbeit deutlich. Bauer: „Der Anteil der Ausgaben für die Berufliche Bildung, unsere Kernaufgabe, nimmt relativ konstant 67 Prozent der Gesamtausgaben ein. Analog dazu beschäftigt die Handwerkskammer im Bereich der Beruflichen Bildung mit 65 Prozent auch die meisten Mitarbeiter.“

Der Haushaltsansatz für den Vermögenshaushalt beläuft sich für das kommende Jahr auf insgesamt 7,45 Millionen Euro. „Hier fallen besonders die zwei Millionen Euro für vorbereitende Aufgaben (Fachplanung/ Grundstücksprüfverfahren) für den Neubau des Bildungszentrums Bamberg ins Gewicht. „Grundsätzlich sind dies förderfähige Kosten“, erklärt der Hauptgeschäftsführer. „Allerdings müssen wir diese aus Eigenmitteln vorfinanzieren.“

Ehrung, Satzungsänderung, Sachstandsberichte

Neben Grußworten von Peteranderl, dem neuen Regierungspräsidenten der Regierung von Oberfranken, Florian Luderschmid, dem Kreisrat Manfred Neumeister in Vertretung des Bayreuther Landrats und dem Oberbürgermeister der Stadt Bayreuth, Thomas Ebersberger, standen die Auszeichnung von Werner Oppel, Vorstandsmitglied der HWK, mit der Goldenen Ehrennadel mit Urkunde (siehe weiterer Bericht), die Änderung der Satzung und verschiedene Sachstandsberichte auf der Tagesordnung. Nach gut zweieinhalb Stunden schloss HWK-Präsident Matthias Graßmann die Versammlung mit eindringlichen Worten. „Bei aller Sorge um die Zukunft, bei aller Verzweiflung über Berlin und die gesamte politische Lage, bei allem Unmut dürfen wir – gerade wir als Handwerk – unsere Tugenden nicht vergessen. Das ,ehrbare‘ Handwerk gehört zu unserer DNA. Unsere Stärke ist das Miteinander. Unsere Stärke ist das Zusammenbleiben, Zusammenhalten.“

Bayreuth/Oberfranken, 27.November 2023



 

Ansprechpartnerin

Für die Medien

Michaela Heimpel

Abteilungsleiterin

Tel. 0921 910-166

Fax 0921 910-45166

michaela.heimpel--at--hwk-oberfranken.de

 

Weitere Informationen

Die Info zu der Ehrung von Vorstandmitglied und Ehrenkreishandwerksmeister Werner Oppel finden Sie hier:

Goldene Ehrennadel an Werner Oppel

Zu Berichten früherer Vollversammlungen der Handwerkskammer kommen Sie über den nachstehenden Link:

Beiträge aus Vollversammlungen